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"KAMMER-MUSICAL"
Im Gegensatz zu den Veranstaltungen
des "klassischen" International Festivals, das meist nur jeweils eine
Aufführung präsentiert, wird am Fringe en suite gespielt - und da will
es schon etwas heißen, wenn die 250 Plätze im universitären Pleasance
Dome mehr als ein Dutzend mal ausverkauft sind (schließlich konkurrieren
in den drei Wochen an die 1500 verschiedene Theaterproduktionen!).
William Finns "Falsettoland" gelingt das täglich und beweist die Chance
des Musiktheaters, ein "naives" Publikum für aktuelle Konflikte zu gewinnen:
Marvin - verheiratet, ein Kind - liebt den lover seines Sohnes, ein Psychiater
und ein lesbisches Paar gehören zur Entourage, die das Problem der Bat-Mizwa-Feier
von Jason zu bewältigen hat; äußerst selbstverständlich werden diese (heiklen?)
Konstellationen angegangen, mit Witz und Ironie, aber auch mit enormer
Einfühlsamkeit. Es wird dem älteren Teil des Publikums klar: Doris Days
Kleinfamilien-Horror ist out; die Jüngeren kennen neue Lebensformen und
wollen sie vorurteilslos dargestellt sehen!
Das gelingt mit musical-gerechter Klavierbegleitung von Songs und Ensembles,
enormem Bewegungstempo und engagierter Aktion ganz vortrefflich!
Paul MacCartneys Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA) stand
bei der Produktion Pate - aber warum die wunderbare "Komödie der Verwirrungen"
sich "Falsettoland" nennt, das bleibt (mea culpa?) unerfindlich; zu "Falsettisten"
und deren Mythos lässt sich jedenfalls keine Beziehung herstellen. Vielleicht
sollte da ein informierendes Programmheft helfen! (frs)
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