|
BLÄTTERN; BLÄTTERN; BLÄTTERN
Wenn die "Cosi" konzertant stattfindet,
italienisch gesungen, ohne Übertitel - dann, ja dann freut sich das Publikum
über ein 124-seitiges Programmheft mit italienisch/englischem Text und
blättert, blättert, blättert. Angenommen jeder zweite von 1000 Besuchern
im front-gelifteten altväterlichen Festival Theatre macht das zweimal
pro Minute, dann ergeben sich 500x2x180 gleich 1800 000 Blätterbewegungen
(vom praktizierten flüchtigen Durchblättern mal abgesehen), und da schafft
nicht nur einen permanenten Luftzug, sondern ist Preis fürs Guiness Buch
der Rekorde!
Was für den wegen Musik und Gesang ins Theater Geratenen dann noch wahrzunehmen
bleibt, ist allerdings eindrucksvoll.
Da kostet ein engagierter Andras Schiff als Dirigent die mozartsche Klangfülle
mit wunderbaren Tempiwechsel genussvoll aus, leitet das Philharmonia Orchestra
zu einem genussvollen Zusammenspiel aller Instrumentengruppen - und hat
dabei Auge und Hand für die an ihren Pulten agierenden Solisten!
Mit Anja Harteros als Fiordiligi (nach ihrer kurzen Gelsenkirchener Zeit
mittlerweile ein shooting star auf den großen Bühnen!), Monica Groop als
Dorabella sowie Lothar Odinius als Ferrando und Nicola Ulivieri als Guglielmo
nebst einer quicken Isabel Rey als Despina bieten Mozart-Gesang vom Feinsten,
lyrisch prononziert, in den Rezitativen - von Andras Schiff ideenreich
animiert locker und in den Arien, Duetten und Ensembles mit beglückendem
Wohlklang. ob der 74jährige Rolando Panerai sich, dem Ensemble und dem
Publikum einen Gefallen tut, ist fraglich; Routine macht viel, aber die
ganz natürliche Abnutzung einer einstmals bewunderten Stimme zeigt die
Grenzen: kein Legato, keine Italianita.
So bleibt ein "So what?" Nach den Erfahrungen in Edinburgh ist es eben
eine von Hunderten von Aufführungen aller gleichzeitig stattfindenden
Festivals, eben kein Highlight, sondern ein Mozart-Tupferl im quirligen
Neben- und Durcheinander der Musik unserer Welt. (frs)
|
|