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CHOR-OPER
Dass Puccinis unvollendete Oper "Turandot"
auf exotische Musik-Klänge baut und "das Volk" eine eminente Rolle spielt,
wird deutlich, wenn die Solisten schwächeln und das Regiekonzept keine
Emotionen freisetzt - zu erleben in Duisburg, wo Alexander Joel die Duisburger
Philharmoniker auf attraktiv-unkonventionellen Klang eingestimmt hat und
der Chor (Gerhard Michalski) enorme Effekte erzielt!
Rebecca Turners Turandot bleibt darstellerisch statisch, stimmlich überanstrengt,
ohne wirkliche Gefühlskräfte - ebenso wie Angelos Simos mit Pavarotti-Statur
Intonationsprobleme hat und mit seiner engen Stimmführung nie den strahlend-elegischen
Puccini-Ton findet. Dass die vortrefflichen Morenike Fadayomi (Liu) und
Michail Milanov (Vater) trotz beeindruckender Interpretationen eigentümlich
blass bleiben, ist dem thematisch überfrachteten Regiekonzept geschuldet.
Pet Halmen verlegt die Handlung ins Lebensende Puccinis: der Meister erlebt
die Handlung als "Halluzination". Dazu hat Halmen eine effektvoll-stilisierte
Bühne gebaut, mit dem eindrucksvoll ins Licht gesetzten "Volk", sparsamen
beziehungsvollen Requisiten in einer kraftvollen Bühnenkonstruktion.
Das Publikum anno 2002 in der 1993er Produktion verfolgt die Handlung
gespannt, ist durch die Verweise auf Puccinis Assoziationen irritiert
und reagiert schließendlich eher reserviert. Wer ist schon intim mit der
Entstehungsgeschichte der "Turandot" vertraut (es wurde Alfanos Schluss
gegeben, den Toscanini bei der posthumen Premiere 1926 abgelehnt hatte),
zumal wenn das Programmheft nur versteckte Hinweise bietet? (frs)
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