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Fakten zur Aufführung 

TOSCA
(Giacomo Puccini)
16. Februar 2002 (Premiere)

Deutsche Oper am Rhein (Theater Duisburg)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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DIE BRUTALITÄT DES SEINS

Bei seinen Inszenierungen (Entführung, Zauberflöte, Fidelio, Troubadour, Don Carlos....) setzt Dieter Hilsdorf auf die Dekonstruktion der Opernkonventionen. Bei seiner ersten "Tosca"-Inszenierung setzt er auf die immanente Brutalität des Originals, steigert die Action ins kaum Erträgliche. Epische Mittel und subtile Verfremdungseffekte bieten ein Erlebnis der atemraubenden Art.

Im realistisch-kommunikativen Bühnenbild von Johannes Leiacker - vom zweiten zum dritten Akt an attacca - agieren die Protagonisten mit leidenschaftlicher Hingabe.

Andrej Lantsov interpretiert den drangsalierten Cavaradossi trotz Erkältung kraftvoll, variiert Lucevan le Stelle ohne zu transponieren mit den Spitzentönen im Piano; John Wegner ist die Verkörperung des sex and crime-Monsters Scarpia: ein Brutalo der Extraklasse! Die Tosca Therese Waldners ist Leidenschaft, hingebungsvolle Liebe, Eifersucht, Rache, Entsetzen pur - mit einer Stimme, die alle diese Emotionen hinreißend vermittelt. Mit Michael Milanov als Angelotti und Michael Dries als Sagrestano werden "Randfiguren" zu zentralen Trägern eines Dramas voller suspence.

Dieser Orgie an Gewalt und Leidenschaft entsprechen die außerordentlich motivierten Duisburger Philharmoniker. John Fiore hämmert die Anfangstakte, akzentuiert die Gewaltausbrüche, lässt Passagen des Retardierens als entlastendes Ausatmen erleben und demonstriert, dass Puccinis Musik viel mehr bietet als "schönen" Begleitungsklang für Belcanto-Virtuosen.

Das aufmerksam-kundige Duisburger Premierenpublikum brauchte eine Zeit, um nach offenkundiger Betroffenheit langanhaltend begeistert zu applaudieren.
Ganz profan wünscht man dem Haus eine bessere Catering-Organisation (warum gibt's "vorher" keine "Häppchen" zu essen?) und einen besseren Garderoben-Service (10 Minuten bis zur Mantel-Rückgabe sind eine lange Zeit!) (frs)