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Fakten zur Aufführung 

TELEMACO
(Alessandro Scarlatti)
7. Januar 2007 (Premiere)

Deutsche Oper am Rhein
(Theater Duisburg)

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Musik

Gesang

Regie

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Feinde der Liebe

Grandios die Leistungen der bewundernswerten Sänger des Ensembles der Rhein-Oper! Sie beherrschen die vorgegebenen Barock-Stimuli von Lamenti, Bravour-Arien und diffizil gestalteten Rezitativen mit emotionaler Intensität und sängerischer Virtuosität. Corby Welch fasziniert als tumb-opfer- und liebesbereiter Telemaco (der Sohn des Odysseus, vom rächenden Neptun mit Naturgewalten verfolgt, von Calypso geliebt) mit stupender Phrasierungskunst; Ekaterina Morosova verleiht der selbstsicher-verstörten Calypso aggressiv-verletzlichen Klang; Gunther Schmid ist ein variabel charakterisierender Sicoreo; Mariselle Martinez gibt dem Adrasto nachhaltig wirkende Emotion, Markus Müller demonstriert vor allem als Telemacos „Mentore“ seine Kunst des Koloraturen-Singens ; Torsten Hofmann und Romana Noack vermitteln als „komische“ Tersite und Silvina das flair eines vorweggenommenen Buffo-Paares; Theresa Pluts Minerva ist eine stimmlich lustvoll-selbstsichere Gegenspielerin Neptuns; und Alexandra von der Weth kehrt nach leidvoller Pause auf die Bühne zurück, verzaubert als liebend-bedrängte Erifile (bzw. Antiope) mit zauberhaft schwebender Lyrik!

Die Düsseldorfer Symphoniker vermitteln unter dem agilen Andreas Stoehr eine beglückend farbenreiche Barock-Musik, artikulieren mit brillanten Tempo- und Dynamik-Wechseln eine wahre Flut an elementarer Emotionalität.

Lukas Hemleb inszeniert das grausame Spiel um die Feinde der Liebe von Natur, Menschen, Göttern und dem unbesiegbaren Schicksal als artifizielles Spiel - mit Menschen, die an sich und der Götter-Willkür leiden, aber auch gegen Ungerechtigkeiten räsonieren. Ritualisierte Bewegungen werden dazu durch spontane Ausbrüche konterkariert.

Graecisierende Kostüme (Julie Scobeltzine) verstärken die ambivalente Stimmung. Jane Joyets stilsicheres Bühnenbild greift Möglichkeiten der Panoramen auf: gefühlsschwangere Großprojektionen des bedrohlich schweigenden Meeres mit dramatischen „Überblendungen“ gehen illusionär über in reale Stufen und sparsame Elemente.

Das Duisburger Premieren-Publikum – darunter einige Kenner der Düsseldorfer Aufführung vom Oktober 2005 – verfolgt Handlung, Musik und Gesang mit gespannter Aufmerksamkeit über die gesamten dreieinhalb Stunden, feiert alle Beteiligten am Ende mit enthusiastischen Applaus. (frs)


Fotos: Eduard Straub