Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

PARSIFAL
(Richard Wagner)
26. April 2009
(Premiere: 6. März 1994)

Deutsche Oper am Rhein Duisburg


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Das Humanum im Mythos

„Finale Furioso“ ist das Motto der letzten Spielzeit der Intendanz Tobias Richters – da wird wieder belebt die spirituell-dichte Parsifal-Inszenierung des vorangegangenen Grandseigneurs Kurt Horres von 1994: Und siehe da, der Appell an das Humanum im Mythos verfehlt seine Wirkung nicht! Wie Horres sein Credo der durchaus metaphysisch begründeten Menschlichkeit inszeniert, wie die handelnden Figuren unter der Phantasmagorie des Grals im menschlichen Aufeinanderzugehen ihre Identität finden – das trifft Lebensgefühle und ist eine Wagner-„Aktualisierung“ die auch nach fünfzehn Jahren noch gültig ist. Zu statisch wirkt der Chor, erst im Verlauf des Geschehens lösen sich die Protagonisten von ihren starren Positionierungen – aber das ist wohl den Rollen-Besetzungs-Problemen bei der Wiederaufnahme zuzuschreiben.

Andreas Reinhardt baut eine Bühne mit konvexen und konkaven riesigen Halbkugeln auf der Spielfläche, schafft quasi universelle Räume, in denen sich die konkurrierenden Prinzipien präsentieren: Theatrale Höhepunkte die ganz in Schwarz gewandeten Blumen-Mädchen, die subversiv in Silber glänzenden Ritter.

Die Vorstellung wird zu einem gloriosen Fest großartiger Interpreten, darstellerisch präsent und stimmlich in Höchstform. Thomas Mohr ist ein tapsiger Parsifal mit strahlenden Höhen, lyrisch intensiven Passagen und beeindruckender emotionaler Intensität. Hans-Peter König gibt dem Gurnemanz gravitätische Dominanz, singt mit konturiert strömendem Bass-Bariton und vermittelt unpathetische Frömmigkeit mit faszinierender Intensität. Sami Luttinen ist ein entsagender Titurel, Oleg Bryjak ein kämpferischer Klingsor mit geradezu elektrisierenden Zwischentönen und Tomasz Konieczny ein existenziell leidender Amfortas mit sensibler Ausdruckskraft, die Blumenmädchen artikulieren ihre gebrochene Leidenschaftlichkeit mit lustvoller Ambivalenz. Doch zur Entdeckung des Abends wird Susan MacLean, kurzfristig eingesprungen, in der nächsten Spielzeit Mitglied des Ensembles der Rheinoper – eine hinreißende Kundry mit verdeckter stimmlicher Erotik, mit faszinierenden Übergängen von souveränem Mezzo zu rollenprägendem dramatischen Sopran!

Die Duisburger Philharmoniker vermitteln unter dem hoch engagierten John Fiore einen Wagner-Klang, der sich durch kalkulierte Verzögerungen und luzide Transparenz auszeichnet, allerdings in den Generalpausen bisweilen die Spannung abbrechen lässt – aber insgesamt ein Klang-Faszinosum entwickelt, das Spiritualität erlebbar macht, ohne in unbegriffene Emphase abzugleiten.

Spektakulär das Duisburger Publikum – zum einen die lang erfahrenen Connaisseurs, zum anderen viele gespannt abwartende Newcomer: Gemeinsam ist ihnen die Begeisterung für die zutiefst humane Botschaft und den virtuosen Gesang – echte standing ovations am Schluss - ein finale furioso! (frs)