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Fakten zur Aufführung 

GIULIO CESARE IN EGITTO
(Georg Friedrich Händel)
22. März 2008
(Premiere Duisburg: 20. März 2008)
(Premiere Düsseldorf: 30. 9. 2006)

Deutsche Oper am Rhein


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Antiker Stoff - hoch aktuell

Kein strahlender Held ist Feldherr Julius Caesar am Ende seines Eroberungszuges nach Ägypten. Zwar hat er das Pharaonenreich dem römischen Imperium einverleibt - aber um ihn herum bleibt nur ein Trümmerfeld. Das (zeitlose) Geschachere um Macht vernichtet eben jegliche Menschlichkeit. Deshalb werden Täter wie Opfer von Intrige, Mord und Folter zerstört. Sie verkommen zu vegetierenden Wracks. Das zeigt Philipp Himmelmann in seiner Duisburger Händel-Inszenierung exemplarisch. Kein Ausflug in antike Vergangenheit also, sondern knallharte aktuelle Realität.

Im ägyptischen Palast - der ist nichts anderes als ein provisorisch mit reduziertem Luxus ausgestattetes Feldlager Anno 2008 - wird die angeblich geliebte Cleopatra gefoltert. Von ihrem Bruder Ptolemäus, der genauso liebesunfähig ist wie die als Trophäe hin- und hergereichte Cornelia lebensunfähig. Und der zum Kindersoldaten und Racheengel aufgestachelte Sesto ist am Ende nur ein Körper ohne Seelenleben. Eine eindringliche Schilderung, die ohne große Gestik mitten ins Herz trifft.

Zumal dann, wenn die Duisburger Philharmoniker unter Andreas Stoehr zum wiederholten Mal (nach Scarlattis „Telemaco“) beweisen, zu welch vortrefflicher Deutung barocker Musik ein „ganz normales“ Symphonieorchester fähig ist. Da gerät keine Wiederholung langweilig, das orchestrale Gesamtbild ist allererste Klasse und überaus reich an Farben! Dazu trägt auch die zwischen Laute, Harfe, Gambe und Cembalo hin- und her pendelnde Begleitung der Rezitative bei.

Toll im barocken Koloraturgewirr zurecht fand sich Kristen Leich als Sesto: ein gequälter, zu früh ins Erwachsenenleben geworfener Teenager. Auch Marta Márquez beglaubigte die unendlichen Leiden der Cornelia, während Alexandra von der Weths Cleopatra anfangs ein wenig künstlich wirkte - ungeachtet der Respekt heischenden Bewältigung ihres ungeheuren, von halsbrecherischen Koloraturen gesättigten gesanglichen Pensums.

Gunther Schmid gab einen total triebgesteuerten Ptolemäus, bildete ein furchterregendes Team mit Heikki Kilpeläinen als brachialem Achilla. Günes Gürle als Titelheld legte die Partie stimmlich raumgreifend und sicher, dennoch etwas holzschnittartig an.

Das Duisburger Publikum zeigte sich überwiegend konzentriert. Weshalb indes einige Menschen zur Pause vorzeitig das Theater verließen, bleibt deren Geheimnis. Sie verpassten die zweite Hälfte eines spannenden Opernabends.

Christoph Schulte im Walde

 




Fotos: Deutsche Oper am Rhein