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Fakten zur Aufführung 

NORMA
(Vincenzo Bellini)
13. Februar 2010


Mercatorhalle Duisburg
Deutsche Oper am Rhein


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Gala der Stars

Die neue Duisburger Mercatorhalle ist Teil des City-Palais, einer überdachten Ansammlung von pseudo-exotischen Kneipen und einem Casino; zu erreichen ist diese Kommerz-Insel im krisen-geschüttelten Duisburg durch eine labyrinthische Tiefgarage ohne funktionierendes Informationssystem, mit sparsam etablierten Fahrstühlen, die nicht mal die Eingänge zu Parkett und Rang unproblematisch erreichen lassen. Die Musik-Halle selbst: eher protzig, aber mit guter Akustik; ein breit ausuferndes Parkett, ein schanzenähnlicher Rang mit wenigen Geländern an den steilen Stufen und steifen Sitzen – für viele Besucher nur zu erreichen durch freundliche Unterstützung der Mitarbeiter. Ein Konzertsaal also, der eher an Funktional-Architektur erinnert als eine erwartungsvolle Atmosphäre zu vermitteln.

Edita Gruberova singt eine sehr menschliche, leidende Norma; kommt über eine eher zurückhaltend angegangene Casta Diva – bei der die exzentrischen Koloraturen dominieren – im Verlauf des Abends zur bewegenden Emotionalität, beeindruckt durch nahezu gehauchte Pianissimi, gefühlvoll eingesetzte Messa di voce, strahlende Höhen und impulsive Tiefen, kooperiert souverän mit Orchester und Solisten - aber vermisst wird die letzte Intensität, die ansonsten so hinreißende Magie „der Gruberova“. Silvia Tro Santafé fasziniert mit ungemein agilem Mezzo – klangschön, ausdrucksstark, sicher im Duett mit der Gruberova; eine bewundernswerte Adalgisa mit höchster Konzentration und unverwechselbarem Timbre! Zoran Todorovich setzt seinen präzis ansprechenden Tenor als eher kämpferischen Pollione ein – vital in der Mittellage, absolut sicher in den überzeugenden Höhen mit nachhaltigem Volumen: ein bewundernswerter Spinto-Tenor mit offensichtlich permanent wachsender Kraft. Der junge Adrian Sampetrean verleiht dem Oroveso flexibel-ausdrucksstarken Bass; eine Hoffnung für die Zukunft. So wie Anett Fritsch als Clotilde, die als Ensemble-Mitglied der Rheinoper mit ihrem konturierten Sopran und ihrer attraktiven Bühnenpräsenz hoffentlich in größeren Rollen zu erleben sein wird. Der Chor der Oper am Rhein (Leitung Gerhard Michalski) erfüllt die Erwartungen brausenden kollektiven Gesangs, verzichtet auf sensible Feinheiten.

Mit Andriy Yurkevych dirigiert ein offenbar auf hemmungslose Dynamik eingestellter Maestro die ansonsten so nuancenreich aufspielenden Duisburger Philharmoniker. Er dirigiert ausgesprochen takt-bezogen, verzichtet auf gestisches Deuten der so differenzierten Klang-Passagen, ignoriert die sensiblen Klänge der Solisten, setzt vielmehr Akzente im nahezu ruppig klingenden Orchester. Dabei helfen ihm die so erfahrenen Musiker der Duisburger mit konzentriertem Spiel der Instrumentengruppen, halten sich so weit wie möglich zurück, finden immer wieder zu Momenten berauschend-intensiven Klangs.

Das Publikum reagiert während der Vorstellung mit gebannter Aufmerksamkeit – obwohl in der Mehrheit ausgewiesene Gruberova-Fans, werden alle Solisten mit außerordentlichem Beifall bedacht! Schade allerdings, dass viele permanent in den Programmheften blättern, um dem dort abgedruckten Text zu folgen; projizierte Titel auf der Bühnenrückwand wären das erheblich effektivere und informativere Mittel!

Franz R. Stuke