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Fakten zur Aufführung 

THE CIVIL WARS
(Philip Glass)
5. Mai 2007
(Eröffnung der 30. Duisburger
Akzente)

Aktionstheater Pan.Optikum
(Kraftzentrale Landschaftspark
Duisburg-Nord)

Points of Honor                      

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Gesang

Regie

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Publikum

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Provozierte Assoziationen

Sänger, Tänzer, Artisten, Bewegungschor – dazu bewegte Publikumspodien, bespielte Gerüstkonstruktionen, großflächige Transparent-Vorhänge mit variablen Bild-Projektionen: das Erlebnis ist total, emotionale Assoziationen werden provoziert, und der Eindruck ist überwältigend – und die stimulierende Minimal-Music von Philip Glass steigert die permanente Aufmerksamkeit.

Dem hochkreativen Aktionstheater Pan.optikum aus Freiburg gelingt eine faszinierende „Performance“, getragen von einer Fülle brillanter Einzelleistungen und dem großartigen Zusammenspiel von Chor, Orchester und Bühnen-Technik und -Akustik, mit höchster Konzentration und ästhetischer Konsistenz. Allerdings: Das Thema „Bürgerkriege“ - festgemacht an Lincolns und Garibaldis leidvollen Biographien – wird in seinen personen- und aktionsbezogenen Verweisen für ein unbefangenes deutsches Publikum kommunikativ nicht nachvollziehbar - offensichtlich anders als die Zuschauer 1984 bei der Premiere in der Opera die Roma, wo das Spektakel erstmals präsentiert wurde, nun zum zweiten Mal in einer duisburg-spezifischen deutschen Aufführung.

Franziska Weiß, Sigrun Schell, Anette Huber, Sung-Keun Park Alex Sanmarti und Benedikt Ocker wandern durch die publikumsumsäumten Räume, hangeln sich durch gestufte Gerüste und singen mit eindringlicher Intensität. Und der vorzügliche Chor der Universität Witten/Herdecke beweist seine Kompetenz in choreografischer Bewegung und kollektivem Gesang.

Die Duisburger Philharmoniker bewältigen die Glass-Herausforderung mit stupender Spielkompetenz, werden von der verhalten-souveränen Karen Kamensek konsequent angeleitet, und präsentieren die permanent drängenden Rhythmen der fast psychodelischen minimal music mit dem geforderten perfekt-immanenten Insistieren mit höchster Intensität.

Ein gespannt-aufmerksames – bewegtes – Publikum folgt dem hochemotionalen Geschehen mit wachsender Spannung; Robert Wilsons Idee, die Regie und die Installationen von Sigrun Fritsch, Ralf Buron und Christophe Linere lösen im imaginierenden Raum der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord als „Kathedrale der Arbeit“ intensive Anteilnahme aus - auch wenn die facts der zugrunde liegenden Verweise nicht nachvollziehbar sind. Gerard Mortier hätte von einer „Kreation“ gesprochen – Wirkungen weitab klassisch-vermittelter Kommunikation.

Bewunderung, Verständnis für die vermittelte zivilatorische Skepsis und die gefährliche kulturelle Ambivalenz werden angenommen. Standing ovations für alle Beteiligten. (frs)

PS. Ein graphik- und informationsreiches „Programmheft“ im DIN A3-Format lässt nach dem Sinn eines solch exzeptionellen, nicht archivierbaren Konvoluts fragen.


Foto: © Matthias Kolodziej
& Sven Hansen