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Fakten zur Aufführung 

ASHURA
(Mustafa Avkiran/Övül Avkiran)
3. Mai 2009
(Premiere: 2004 im Rahmen des 14th International Istanbul Theatre Festival)

32. Duisburger Akzente
Theater Duisburg


Points of Honor                      

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Das Andere – das Fremde

„This play is dedicated to the loving memory of ‚the others’“. Vergangen sind die Sprachen der „Minderheiten“ im türkischen Territorium - das Kurdische, das Syrische, das Koptische, das Tscherkessische, das Armenische, das Persische - Bestandteile kultureller Identität in einer multilingualen Türkei.

Mustafa und Övül Avkiran inszenieren einen tief melancholischen Abend mit Gebeten und emotionalen Liedern der Menschen in der so vielfältig-religiösen Türkei, fokussieren auf die jahrzehntelange Ablehnung kultureller Minderheiten - und demonstrieren mit überlieferter Musik und religiös bestimmtem Gesang die Intensität tief verwurzelter kultureller Identität.

Die agierenden Musiker bewegen sich im schwarzen Raum, wechseln fast rituell ihre Plätze, sind wie gefangen vor der schwarzen Wand, führen auf zumeist europäischen Instrumenten orientalische Klänge vor – klagend gedehnt mit intensiver Nachhaltigkeit - aber immer im Duktus der so eigenen „fremden“, „anderen“ Kultur.

Sema, Ihsan Kilaviz und Harun Ales singen die tiefschürfenden Texte mit emotionalisierenden Stimmen – deklamierender Sopran, klangreicher Countertenor und sonorer Bariton - vermitteln Religiosität und individuelles Empfinden mit orientalischer Attitüde.

Die düstere Bühne wird durch eine schwarze Wand als Projektionsfläche für die gesungenen Texte und projizierte historische Daten der offiziellen Sprachen-Statistik begrenzt – aufklärend-resignierend das Ende dieser Statistik Anno 1995 als Ende der Akzeptanz „fremder“ (oder „anderer“) Identitäten in der Türkei.

Im Versuch „Andere“ zu verstehen, verbleibt der tief intensive Eindruck des „Fremden“. Verstanden wird die kulturell-ethnische Kontroverse in der Türkei, vermisst wird die Auseinandersetzung mit dem militanten Islamismus, nicht hinterfragt wird die zivilisatorische Ambivalenz des Kemalismus – ganz zu schweigen von den Annährungen an „europäisches“ Kulturbewusstsein. Und so bleibt der Eindruck von der Begegnung mit dem „Anderen“, dem „Fremden“.

Die Duisburger Akzente leisten mit ihrem Programm „Bosporus – Tor der Kulturen“ einen wichtigen Beitrag zur Kommunikation der Reflexion über das „Andere“. Mit dem atmosphärisch dichten, musikalisch orientalischen Abend dringt das „Fremde“ ins Bewusstsein. So komplex ist „interkulturelle Kommunikation“, wenn sie denn ernst genommen wird!

Intensives Mitgehen im „gebildeten“ multikulturell-animierten Publikum – viel Beifall für Musiker und Sänger - aber auch viel Verstörung über das so „Fremde“! (frs)