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Fakten zur Aufführung 

LA WALLY
(Alfredo Catalani)
30. April 2005 (Premiere)

Deutsche Oper am Rhein (Düsseldorf)

Points of Honor                      

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Cool-manieriert

Morenike Fadayomi ist der Star des Abends: eine Stimme voller Gefühle, intensiv in den Extremen: arrogante Ablehnung, suchende Leidenschaft, aufbrausende Wut, reflektierende Schuld – samtweich lyrisch, eindrucksvoll hart-dramatisch, mit einer flexibel strömenden Mittellage, dunklen Tiefen und strahlenden Höhen. Dass sie agiert und mit Pelzmantel, Neglige, Partyrobe kostümiert ist wie für den Kö-Bummel aufgebrezelt, das ist der allzu schicken Inszenierungs-Idee geschuldet. Anke Krabbes jugendlicher Freund Walter besticht durch glasklaren Sopran mit äußerst gefühlvollen Variationen, weckt existentielle Emotionen. Mit Aleksandrs Antonenko und Boris Statsenko beeindrucken ein Tenor mit Italianita und ein Bariton mit voller Legato-Kraft als Wallys Liebhaber Hagenbach und Gellner. In den weiteren Rollen stimmsichere Solisten, die das Optimale aus Catalanis begrenzter Partitur herausholen.

Alexander Joels Anstrengungen, die Düsseldorfer Symphoniker zu konsonantem Spiel zu führen gerät an Grenzen, die offensichtlich auch in Catalanis Partitur liegen: lyrische Streicherpassagen, fast solistische Bläser- und Schlagzeugpartien und kollektive Orchester-Eruptionen stoßen oft unverbunden aufeinander – es ergibt sich kein zusammenhängender Duktus, der Raum schafft für die „Seelenkräfte“ der Akteure.

Gespielt wird auf einer Bühne, die durch sich kreuzende Stege hohe symbolische Kraft beweist (Andreas Reinhardt), mit abstrakt-realen Karussel-Imaginationen aber einen eher manieristisch-oberflächlichen Geschmack bedient und sich auf die seelischen Konflikte der Figuren nicht wirklich einlässt.

Das Dilemma der cool-schicken optisch opulenten Aufführung schafft die manieristische Regie Nicolas Joels: der wenig motivierte Wechsel von rasanten Sprints über die Bühne zu plötzlichen Erstarrungen führt nicht zu emotionaler Nachvollziehbarkeit – eine Identifikation mit den elementaren Gefühlswelten der leidenden Menschen auf der Bühne wird ersetzt durch das Beobachten von Personen in Grenzsituationen, an denen sie scheitern – und die dann auch noch als Karikaturen denunziert werden. Offenbar ist der Regisseur vom Schicki-Micki-Lebensgefühl der Düsseldorfer Zeitgeist-Szene überwältigt und verzichtet auf existenzielle Fragestellungen. Aber tatsächlich spielt wohl nur der Impetus eine Rolle, keine Adaption der Heimatfilm-Geyerwally zu produzieren und stattdessen eine locker-flockige Alternative anzubieten.

Das Düsseldorfer Premierenpublikum reagiert mit den üblichen brutalen Bravos für die Sänger; einige Buhs treffen das Regie-Team: wenn das eine Kritik am platten Szenegeschmack ist – sehr berechtigt. (frs)