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Fakten zur Aufführung 

LES TROYENS
(Hector Berlioz)
29. Oktober 2005

Deutsche Oper am Rhein
Theater Duisburg
Opernhaus Düsseldorf

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Musik

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Bühne

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Pause. Pausen.

Die "Einnahme von Troja" ab 15 Uhr im Theater Duisburg (bis 16.30 Uhr), die "Die Trojaner in Karthago" ab 19.30 Uhr in der Oper Düsseldorf (bis 23.00 Uhr incl. Zwei Pausen) – die große Pause und die "kleinen" Pausen befriedigen die Bedürfnisse eines auf Selbstdarstellung und Sekthalten fixierten Publikums, schaffen nicht die "Einheit der Spielorte" (Loy), sondern zerreißen das epochemachende Werk.

Die Inszenierung Christof Loys zeigt die Grenzen dekonstruktivistischen Theaters: In einem demolierten Palast bewegt sich ein verstärktes Volk, Soldaten treffen auf Soldaten und Kassandra irrt umher; die Leutchen lamentieren in einer Soldatenunterkunft, Dido singt ihren Liebestod vor einem verbrennenden Möbellager – es ist das Bild einer reflexionsfreien Gesellschaft , die sich der latenten Bedrohung nicht bewusst ist; aber von suspense keine Spur. Dido ist eine Petra Roth der Karthager, verleiht Preise an Handwerker und Bauern, die Stadtverordnetenversammlung applaudiert einem Mainstream-Kulturfilm; die gescheiterte Liebe zu Aeneas wird zum Nachmittags-Talkshow-Dialog – gefangen in der Banalisierung der Handlung gelingt nicht die Transzendierung der mythologischen Vorgabe, Didos Liebestod bleibt Episode einer gleichgültigen Gesellschaft. Soweit die karikierende Gesellschaftskritik – der allerdings die archaische Wucht der griechischen Mythologie fehlt und die existenzielle Dimension des Mythos, nämlich die Verlassenheit der leidenden Menschen von den ignoranten Göttern.

Die Duisburger Philharmoniker prononzieren die Wechsel zwischen eruptiven und lyrischen Passagen der elektrisierenden Berlioz-Musik mit Verve; den Düsseldorfer Symphonikern geraten die Berlioz-Attacken allzu brav – John Fiores Ingenium, das Orchester, den 120-Personen-Chor und die Solisten permanent zu motivieren, bleibt unbestritten großartig.

Evelyn Herlitzius singt die Kassandra mit voller Kraft, brilliert mit dramatischem Mezzo, doch vernachlässigt sie die weichen Partien der durchaus ambivalenten Rolle. Albert Bonnemas Tenor als kämpferisch-intriganter Aeneas schockiert mit brüllenden Höhen und unangemessenem Forcieren. Jeanne Pilands Dido gewinnt erst in den Schlussszenen (Didos Liebestod) bezwingende Stimmqualität. Anke Krabbes Ascanius besticht durch außerordentliche Präsenz in den exponierten Lagen, auch der Choroebus Boris Statsenkos beeindruckt mit fulminanten Klängen, doch bleiben wichtige Rollen wie der Priamus des Michail Milanov, die Andromache Monique Janottas, der Schatten Julian Kumpusch’ eher indifferent – wohl auch ein Ergebnis des banalisierenden Regiekonzepts.

Das "typische" Düsseldorfer Publikum stellt sich dar, im dritten rang werden die verehrten Sänger bewundert – Kritik am gescheiterten Bemühen wird durch einzelnes demonstratives Türenschlagen kurz vor Schluss deutlich. Resümee: Ein großer Aufwand (120 Choristen, verschwenderische Kostüme), schmählich, wird vertan. (frs)


Fotos: © Eduard Straub