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Fakten zur Aufführung 

IL TRITTICO
(Giacomo Puccini)
17. Oktober 2003 (Premiere)

Deutsche Oper am Rhein (Opernhaus Düsseldorf)

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Moribund

Dietrich Hilsdorf in seinem Element: in Puccinis Trittico geht von der stereotypen commedia dell'arte zum grand guignol - menschenverachtend, bösartig, todessüchtig. Beginnend mit dem durchaus bedrohlich anwesenden Donati im Gianni Schicchi, fortgesetzt mit der Zwangssituation der Nonnen im Kloster-Gefängnis und endend mit dem Rachemord Micheles und Giorgettas Todesschrei im Tabarro: Hilsdorf entwirft ein moribundes Bild zwanghaft menschlichen Zusammenlebens - extrem belastend, faszinierend in hochexpressiven Details, sehr dicht in den Verflechtungen der an unbegriffenen Zwängen leidenden Personen.

Für alle drei Episoden hat Johannes Leiacker einen bunkerähnlichen hermetischen Raum gebaut, der mit stimulierenden Elementen die Konstanz der Zwangssituationen evoziert - und damit die intendierten Zusammenhänge räumlich-optisch, hochaktivierend vermittelt.

John Fiore dirigiert die in entscheidenden Momenten top präsenten Düsseldorfer Symphoniker mit bewundernswerter Intensität, allzeit im Bilde, Einsätze impulsiv gebend, die einzelnen Musiker ständig im Blick. Es entsteht ein differenzierter Klang, der alle Bemühungen Puccinis um aktuelle orchestrale Effekte fulminant freisetzt.

Kongenial die Solisten: zunächst Alberto Rinaldi als aggressiv unmoralisch schlauer Schicchi und Natliya Kavalova als brillante Lauretta, dann Reneé Morloc als abgründige Fürstin in der Suor Angelica und als lebensfroh-bodenständige Frugola, Taru Sippola als abgründig-quälende Äbtissin, schließlich die mächtige Gordon Hawkins als wahnhaft rächender Michele sowie der itlianita-kompetente Angelos Simos als Luigi und endlich die stimmlich grandiose Therese Waldner als geopferte Angelica und Giorgetta mit frappierenden Ausbrüchen. Der Chor (Gerhard Michalski) beeindruckt in der fulminanten Kloster-Szene, das Ensemble überzeugt durch exzellente Einzelszenen.

Das übliche Düsseldorfer Premierenpublikum ist merkbar angetan, feiert die Hauptrollen und das Orchester, ist sich beim Regieteam unschlüssig. Offenbar erfüllt die hochreflektiert-zurückgenommene Szene nicht den Kick des herbeigesehnten Skandals. (frs)