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Fakten zur Aufführung 

TELEMACO
(Alessandro Scarlatti)
9. November 2005

Deutsche Oper am Rhein
Opernhaus Düsseldorf

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Antik-Barock

Archaische Gefühlswelten, elementare Empfindungen, variabel-vielfältig dramatisierende Musik, eine sphärisch dichte Bühne: Lukas Hemleb lässt sich sowohl auf den antiken Stoff als auch auf die barocke Entstehungszeit ein. Da leiden hilflos abwehrende Menschen unter den irrationalen Kontroversen der Götter, äußern in spontan aufkommenden Sex-Bedürfnissen barocke Lebensgefühle, wirken dabei allerdings wie die Bauernlümmel in den Jagdszenen in Niederbayern. Dieser irritierende Bruch bleibt das Konzept-Geheimnis des Regisseurs.

Die Bühne Jane Joyets beweist in sphärisch dichten Konstruktionen, auch mit archaisierenden Landschaftsprojektionen, die Aussagestärke antik-abstrakter Bildwelten.

Andreas Stoehr ist souveräner Leiter der hoch konzentriert aufspielenden Düsseldorfer Symphoniker: die bisweilen als kontrapunktisch konstruierte Scarlatti-Musik erklingt – auch mit alten Instrumenten unterstützt – in emotionaler Kraft: eine gelungene Symbiose von kontrollierter Struktur und dramatischen Akzenten – permanent Gefühlswelten stimulierend!

Und dann das geradezu perfekt-hinreißende Sängerensemble der Deutschen Oper am Rhein: Corby Welch als kämpferisch-tumber Telemaco (der als Sohn des Odysseus nach Trojas Fall auf Ogygia landet) mit hinreißenden Tempi und bravourösen Rezitativen; Ekaterina Morozova als kraftvoll-intonierende Calypso mit wunderbar strahlenden Ausbrüchen; Alexandra von der Weth glänzt mit ihrem phantastischen legato-sicheren Sopran als ambivalent hoffende Erifine (Antiope incognito) und Mariselle Martinez gibt einen stimmlich agressiven Adrasto, so wie Gunther Schmid als Sicoreo beeindruckt und Kresimir Spicer, Torsten Hofmann, Romana Noack und Theresa Plut leuchtende Glanzpunkte setzen.

Skepsis ist vor Aufführungsbeginn im gesamten Düsseldorfer Publikum unüberhörbar; doch schon während der Vorstellung breitet sich zustimmendes Mitgehen aus, langanhaltender Applaus schon zur Pause, geradezu begeisterter Schluss-Beifall. Es wird allerdings nicht klar, ob diese Zustimmung trotz oder wegen der Rüpelszenen erfolgt. (frs)


Fotos: Eduard Straub