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Fakten zur Aufführung 

JOSEF SÜSS OPPENHEIMER
(Oskar Gottlieb Barr)
28. April 2001

Kontra-Punkt Theater Düsseldorf

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SCHILLERND

Aus dem Roman und dem Theaterstück Lion Feuchtwangers haben Annette Bieker und Frank Schulz ein ungemein differenziertes Libretto über Josef Süß Oppenheimers Lebens, des Finanziers von Herzog Karl Alexander von Württemberg, der schillerndsten Figur des 18. Jahrhunderts, für aktuelles Musiktheater entwickelt. Oskar Gottlieb Barr steuert dazu eine Partitur bei, die sowohl von verfremdeten traditionellen Elementen lebt als auch genuine Ideen moderner Prinzipien einbringt. In der Regie von Frank Schulz läuft ein intensiver Strom vielfältiger Ereignisse ab, bestimmt durch die Auswechselbarkeit von Herzog und Oppenheimer, "erzählt" über ein Puppenspiel, video-vermittelt. Das gewinnt im Ambiente der Bielefelder Nicolaikirche (wie schon zuvor in der Wuppertaler Immanuelskirche) suggestiven Charakter mit einem durchs Publikum stürmenden Chor und bewegendem Kaddish, Totenklagen und Lamenti.
Mit Wolfram Wittekind, Frank Bahrenberg, Angela Froemer, Cecilia Matsaerts und Oliver Aigner sind intensiv ausgewogene Stimmen zu erleben, die sich der Kirchenraum-Akustik wunderbar anpassen (für die Sprechrollen ergeben sich allerdings erhebliche akustische Verständigungsprobleme).
Ernst von Marschall leitet das zehnköpfige Musikensemble Kontra-Punkt engagiert-präzise, mit größter Umsicht für die im weiten Raum verteilten Protagonisten.
Das gesamte Publikum ist sowohl von dem intensiven Geschehen und der assoziationsreichen musikalischen Umsetzung angetan, als auch vom nachdenkenswerten Gehalt, der auf dem schmalen Grat philosemitischer Korrektur des üblen Jud Süß-Produkts eine differenzierte Sicht der Kommunikation zwischen jüdischen und nicht jüdischen Menschen in einer durch Politik, Wirtschaft und Machtstreben bestimmten Gesellschaft dramatisiert. Beeindruckend! (frs)