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MELODRAM
Manfred Karge - in Bochum zu Peymanns
Zeiten - ist nicht nur der seelenverkaufende Soldat, er spricht den Teufel,
die Prinzessin und den Erzähler: eindrucksvoll, rhetorisch akzentuierend,
"Lehrsätze" distanziert hervorhebend ("Man kann nicht zugleich der sein,
der man ist und der man war") und mit sonorem Timbre im Einklang mit der
Musik.
Hermann Beil führt behutsam Regie, dekonstruiert den märchenhaften Ramuz-Text
sehr sensibel, verzichtet auf spektakuläre Aktionen auf der intimen Bühne
und setzt auf die nachdenkliche Emotionalität des Märchens.
Das siebenköpfige Wiener Merlin Ensemble interpretiert Strawinskys Partitur
sehr distinguiert mit virtuoser Meisterschaft; Martin Walch spielt die
Violine ganz im Geist der verlorenen Seele des unglückseligen Soldaten.
Das Ineinander von musikalischer Klassik/Jazz-Melange aus der Zeit kompositorischen
Aufbruchs zu neuen Klängen und Formen (l1918) und nachhaltigem Text gerät
dem Merlin Ensemble und Manfred Karge zum bewegenden Melodram.
Das Düsseldorfer Schauspielhaus ist zum einmaligen Gastspiel nicht gefüllt
- ein kundiges und dankbares Publikum spart jedoch nicht mit Beifall.
Das Melodram: offenbar mit großer Resonanz! (frs)
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