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Fakten zur Aufführung 

L'INCORONAZIONE DI POPPEA
(Claudio Monteverdi)
7. März 2004 (Premiere)

Deutsche Oper am Rhein
(Düsseldorf)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Überspitzt

Christof Loys Monteverdi-Zyklus an der Deutschen Oper am Rhein ist abgeschlossen. Im Gegensatz zu Orfeo und Ulisses setzte er in "L'incoronazione di Poppea" mit seinem Regiekonzept auf provokante Zuspitzung der im Werk intendierten Aussage. Klar, es geht hier nicht um romantische Liebeszuwendungen. Es geht vielmehr um sexuelle Begierde und Macht; wer im Wege steht, wird eliminiert. Und so ist es nur konsequent, dass die Figuren ihrer Lust permanent freien Lauf lassen, ständig übereinander herfallen. Doch die Umsetzung wirkt oft sehr penetrant, nach dem Motto: Überspitzung um jeden Preis. Aus Sicht des Zuschauers besteht daher stets eine merkwürdige Distanz zum Bühnengeschehen. Zudem bleibt die Frage offen: Warum werden Nerone und Poppea als homosexuelles Paar dargestellt?

Loy und sein Bühnenbildner Dirk Becker haben die Handlung in einen Salon verlegt, als einzige Requisiten fungieren einige wenige am Rand platzierte rote Sofas. Zudem befindet sich das Orchester im Bühnenhintergrund. So bleibt insgesamt viel Raum für die Aktion der Figuren, ein durchaus wünschenswerter Effekt.

Das Sängerensemble agiert auf hohem Niveau. Catrin Wyn-Davies verkörpert eine kalkulierende, intrigante Poppea, nach Macht strebend. Kate Aldrichs Nerone ist stimmlich ungemein präsent, ihr Sopran aber manchmal ein wenig zu romantisierend. Marta Marquez' Ottavia, vom Publikum gefeiert, bezaubert durch eine faszinierende Klarheit. Martin Wölfels Ottone wirkt oft emotionslos, daneben werden schauspielerische Defizite erkennbar. Sami Luttinen als Seneca ist hingegen von allererster Güte. Auch das übrige Ensemble überzeugt durchweg mit glänzenden Leistungen.

Andreas Stoehr gelingt mit dem Ensemble "Neue Düsseldorfer Hofmusik" in Zusammenarbeit mit dem Landesensemble NRW für Alte Musik eine sehr transparente und unkomplizierte, dafür aber wenig experimentierfreudige Umsetzung der Monteverdi-Partitur.

Beim Publikum hieß es am Ende "Musik hui, Regie pfui!". Diesmal waren es mehr als nur einzelne Missfallensbekundungen, ein ausgiebiges Buh-Konzert musste Christof Loy über sich ergehen lassen - in Düsseldorf wohl zum ersten Mal. Sänger und Musiker hingegen wurden frenetisch bejubelt. (cd)


Karten unter (0211) 89 25 211




Fotos: © Eduard Straub