Sterbende Illusionen
Der junge Mozart in Paris, die Mutter stirbt, in emotional-aufgeheizten und gestelzten Briefwechseln mit dem Bäsle und dem Vater scheinen die Irritationen sterbender Wünsche als Illusionen auf.
Das Zusammenleben eines Teils des Mozart-Clans in Paris mit brieflichen Außenkontakten zum Rest der Familie wird zum Kaleidoskop wüster Kommunikation mit angepassten und aufbegehrenden Attitüden - auf beiden Seiten. Christof Loy inszeniert ein nach außen gebrachtes Zusammen- und Gegeneinander-Spiel mit resignativer Tendenz. Augesetzte Lebensfreude, ungebrochene Gefühle werden bestürzend-authetisch nacherlebbar. Dabei spielt das reale Auftauchen der entfernten Briefpartner die entscheidene Rolle für das Mit-Leiden der Zuschauer.
Valentine Koppenhöfer und Herbert Murauer verlassen sich auf eine schlicht-raffinierte Bühne; ein variabler Salon, Lebensraum der wechselnden Lebens-Gefühle Mozarts.
Diese Wandlungen von Abhängigkeit zu Selbstbewusstsein, der "Aufbruch" eben wird von Christian Rieger am "Clavier" sensibel begleitet - es ist der langdauernde Wandel vom Moll zum Dur, durchsetzt mit erotischen Anspielungen.
Philipp Otto als Mozart, Verena Buss als Maria Anna, Désirée Brodka als Bäsle, Itziar Lesaka als Constanze und Ludwig Grabmeier als Leopold vermitteln permanent einen Eindruck vom "Leben als Oper".
Die Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg stößt beim überraschten Düsseldorfer Publikum auf verständnisvolle Reaktionen; man lässt sich ein auf differenzierte Töne sterbender Illusionen. (frs)
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