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Fakten zur Aufführung 

MOTEZUMA
(Antonio Vivaldi)
23. September 2005
(Premiere: 21.9.05)

Altstadtherbst Kulturfestival
(Böhler Werke, Düsseldorf-Lörick)

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Wiederentdeckung

„Motezuma“ (Libretto von Alvise Giusti) – bereits zu Lebzeiten war diese Oper eine Art Comeback für Antonio Vivaldi, nachdem er mit seinem Vater eine längere Auslandsreise nach Österreich und Böhmen unternahm. Und auch heute hat die Präsentation im Rahmen des Düsseldorfer Altstadtherbstes eine besondere Bedeutung: Nachdem das Werk lange Zeit in Vergessenheit geriet, wurde erst 2001 fragmentarisches Notenmaterial wieder entdeckt. Die szenische Aufführung (als Koproduktion mit dem Internationalen Opernfestival Barga/Italien) wurde dabei erst nach einem langen Rechtsstreit mit der Berliner Singakademie möglich.

Mit Federico Maria Sardelli befasste sich ein ausgewiesener Spezialist für alte Musik mit Vivaldis Partitur, von der kleine Teile des ersten und dritten Aktes sowie der komplette zweite Akt erhalten sind. Mit seinem 1987 gegründeten Orchestra Barocco Modo Antiquo sorgte Sardelli für eine höchst authentische Wiedergabe. Mit hohem Tempo gestaltete er vor allem die reizvollen Arien zu einem italienischen Barock-Feuerwerk.

Für die hohe musikalische Qualität der Aufführung war nicht zuletzt das ausgezeichnet kompetente Sängerensemble verantwortlich. Damit konnte das Düsseldorfer Kulturfestival in der Vergangenheit übrigens schon immer viele Punkte sammeln. Tobias Scharfenberger als Montezuma, Angélique Noldus als Mitrena, Elisabeth Scholl als Asprano, Jörg Waschinski als Fernando, Lucia Sciannimancio, Silvia Vajente als Teutile: Sie alle glänzten mit einer virtuos-gefühlvollen musikalischen Darbietung, mussten sich aber in ein weitgehend statisches Regiekorsett einfügen, das eine wirklich emotional-mitreißende Beziehung der Figuren untereinander nur selten zuließ.

Dabei war der Ansatz von Regisseur Uwe Schmitz-Gielsdorf, „Motezuma“ als intime Kammeroper zu inszenieren, zunächst sogar recht überzeugend. Die sparsam ausgestattete Guckkastenbühne eröffnete eigentlich alle Möglichkeiten, den Blick auf die handelnden Personen zu lenken. Doch genau damit hatte Schmitz-Gielsdorf Probleme: Die Darsteller agierten oft statisch, bisweilen sogar hilflos, und die szenische Kommunikation beschränkte sich zumeist auf leblos-kühle Operngestik.

Der große Beifall des Publikums zeigte dennoch die Wertschätzung der musikalischen Umsetzung (auch wenn die Sachkenntnis vereinzelt fragwürdig schien – eine Dame neben mir fragte beim Stimmen der Instrumente: „Das gehört doch jetzt noch nicht dazu, oder?“). (cd)


Fotos: © altstadtherbst kulturfestival düsseldorf