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Multi-Kunst
Kein Libretto, keine Komposition, keine Bühne, kein einheitlicher Zuschauerraum: So konzipiert eine Vierergruppe musikalisch experimentierlustiger Künstler eine „Opera Mobile“. Junko Woda tanzt, schreitet, bewegt sich; Rüdiger Carl „spielt“ mit Akkordeon und Klarinette, entlockt den Instrumenten ächzende, atmende, klickende Töne; Sven-Äke Johansson bearbeitet Percussion-Elemente mit dem Streicherbogen, erzeugt „Geräusche“ von kreischender, summender, gedämpfter Qualität; Ute Wassermann artikuliert mit ihrer Stimme Laute, Töne, Geräusche, die außerhalb von Singen und Sprechen die Möglichkeiten unserer Stimmwerkzeuge demonstrieren.
Diese „Viererbande“ wechselt über Foyers und Treppen in die Ausstellungsräume der Düsseldorfer Kunsthalle mit unterschiedlicher Akustik und – vor allem – Bildern und Objekten der ausgestellten Künstler des wohlgeplanten Konzepts der „Quadriennale 06“: Berlinde De Bruychere mit ihren hohen Raumskulpturen, die mit kreatürlichen Formen Spannungen zwischen existentiellen Empfindungen vermittelt; Martin Honert mit seinem Erinnerungs-Fundus in Fotografien und Polyester- und Acrylgüssen. Musikalisch erinnert die „Opera Mobile“ an John Cage mit Zufallsprinzipien, dem Verzicht auf hierarchische Strukturen und die Gestaltung minimaler und maximaler Kontraste als „fühlbare“ Extreme. Szenisch-kommunikativ wird Zerbinettas Gauklertruppe assoziiert, die sich in unbekannte Szenen einbringen kann, weil alle „aufeinander eingespielt“ sind und impulsiv kooperieren.
In der Kunsthalle folgen fünfzig Interessierte dem lustvollen Umzug durch die Säle des Hauses, tauschen sich aus, beobachten Details – orientieren sich an ihren Erfahrungen mit avancierten Performances. Es ist das Vernissagen-Auditorium, dem die möglichen Entwicklungen eines „neuen“ Musiktheater fremd sind – aber die Berührung verschiedener Kunstformen führt zu intensiver Kommunikation.
Die Kunsthalle gibt die außergewöhnliche Gelegenheit zu einem lustvollen Blick auf neue Formen der „Multi-Kunst“! (frs)
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