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Hoffmanns Muse
Die Frage, welche Fassung der von Jacques Offenbach unvollendet gebliebenen
Oper auf die Bühne gebracht werden soll, stellt sich immer wieder aufs
Neue. Christof Loy und Baldo Podic entschieden sich für die quellenkritische
Neuausgabe von Fritz Oeser aus dem Jahr 1976. Hier wird Hoffmanns Muse
ins Zentrum gerückt, was Loy zu einer gerade im letzten Akt zutiefst nahe
gehenden Umsetzung inspirierte.
Die ersten Akte spielen sich im sterilen Backstage-Bereichs eines Theaters
ab (Bühne: Herbert Murauer). Dass dabei die die Räumlichkeiten - inklusive
der Kantine - des Düsseldorfer Opernhauses fast eins zu eins imitiert
werden, ist wirklich ein fantastischer Einfall des Duos Loy/Murauer (allerdings:
das alles konnte ich von meinem mir zugeteilten Hörplatz im seitlichen
zweiten Rang bestenfalls erahnen; ein gutes Drittel des Bühnenraumes blieb
mir hingegen verborgen). Im Giulietta-Akt dann wird das Bühnenbild surrealistischer,
bevor am Ende nur noch die undekorierte Bühnenwand übrig bleibt. Hoffmann
kann sich nun ganz seiner Muse zuwenden, nicht mehr abgelenkt von unerfüllten
Traumbildern.
Dass Sergej Khomov als Hoffmann und Annette Seiltgen als Muse so überzeugend
in ihren Rollen aufgehen, ist sicher auch der intensiven Regiearbeit Christof
Loys zu verdanken. Khomov vermittelt Hoffmanns emotionale Zerrissenheit
sowohl darstellerisch als auch stimmlich mit atemberaubender Präsenz.
Bei Seiltgen fasziniert neben ihrem klaren Mezzosopran vor allem die höchst
charismatische Gestik und Mimik, deren Blicken man sich nur schwer entziehen
kann. Herausragend auch Hoffmanns wahrlich fieser Gegenspieler Sami Luttinen
(Lindorf/ Coppelius/ Miracle/ Dapertutto), der fast schon an die dämonische
Hinterlistigkeit eines Kenneth Branagh alias Jago erinnert. Auch das übrige
Ensemble kann - mit leichten Schwächen hie und da - mit einer kompetenten
Leistung überzeugen. Besonders spielfreudig zeigte sich auch der Chor
der Rheinoper, im zweiten und vierten Akt wichtiger Bestandteil der Inszenierung.
Baldo Podic, mit dem Christof Loy zum ersten Mal seit 1997 wieder zusammenarbeitet,
führt die Düsseldorfer Symphoniker zu einem farbenreichen Klangbild französischer
Grand-Opera-Tradition.
Mit viel Beifall, Jubel und schließlich auch Standing Ovations bedachte
das Publikum am Ende vor allem Sergej Khomov, Annette Seiltgen und das
Regieteam um Christof Loy. Verdientermaßen, denn dieser Opernabend war
in jeder Hinsicht ein Genuss auf höchstem Niveau! (cd)
Karten unter (0211) 8925-211 |
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