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Fakten zur Aufführung 

GIOCASTA
(Johann Hugo Wilderer)
20. September 2008 (Premiere)

Robert-Schumann-Saal Düsseldorf
Deutsche Oper am Rhein


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Wohl temperiert

Jan Wellem, der kunstsinnige Kurfürst Johann Wilhelm II. von Pfalz Neuburg, vor 350 Jahren geboren, entwickelte in seiner Residenz Düsseldorf ein reges Kulturleben. Nun steht sein Denkmal nicht nur vor dem Düsseldorfer Rathaus, sondern auch auf der Bühne des gediegen-seriösen Robert-Schumann-Saals.

Pet Halmen inszeniert und illustriert eine höfisch-unterhaltsame Oper des barocken Musikers Hugo Wilderer – eine mythologische Story um Armenierkönigin und Assyrerkönig im musikalischen Monteverdi-Ton, inhaltlich mit Verwechslungen im herrschaftlichen Liebesmissverständnis hantierend. Das gelingt dem Opern-Museum-Liebhaber Halmen sehr gepflegt als Spiel um den observierenden Jan Wellem, gibt Raum für possierliche Scherze und lässt den Sänger-Darstellern Chancen zu vorzüglichen Gesangs-Demonstrationen. Existentiell dramatisch wird das nie – ein ruhiges Genießen wohlgefälliger Musik und milder „Leidenschaften“ bestimmt den sanft-einprägsam vorüberflutenden Abend.

Andreas Stoehr holt mit der präzis aufspielenden Neuen Düsseldorfer Hofmusik aus der eher nonchalanten Partitur heraus, was an Emotion überhaupt zu vermitteln ist – „gefällig“ ist wohl der angemessene Terminus für eine Musik, die eher zur „Tafel“ konzipiert wurde als zur aufwühlenden Konfrontation mit gesellschaftlichen Missständen - perfekte Instrumente, balsamisierendes Zusammenspiel, Neugier auf die Musik der Jan-Wellem-Zeit hinreichend befriedigend.

Das durchaus lustvoll agierende Solisten-Ensemble besticht durchweg mit viel Einfühlungsvermögen für die Anforderungen barocken Gesangs. Laura Nykänen verleiht der Giocasta eindringlich-elegischen Klang, während Netta Or der mehr oder weniger betrogenen Irene durchaus dramatische Töne verleiht. Ludwig Grabmeier ist ein durchschlagskräftiger Arbante, und Anke Krabbe nutzt ihre kurzen Auftritte zur Demonstration ihrer frappierenden Bühnenpräsenz mit strahlender Stimm-Variation.

Das wohlpräparierte Ensemble der Rheinoper lässt die lokalhistorisch bemerkenswerte „Ausgrabung“ zu einem lustvollen Musik-Abend werden.

Das kommt dem repräsentativ-orientierten Publikum entgegen: Man freut sich, ist locker animiert, muss sich nicht mit brennenden Problemen herumschlagen, kann Musik, Gesang und Story als l’art pour l’art goutieren – und sich am Wiedererkennen des Jan-Wellem-Denkmals erfreuen. Ist das nichts? (frs)

 


Fotos: Markus van Offern