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Fakten zur Aufführung 

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
(Wolfgang A. Mozart)
12. Oktober 2006

Deutsche Oper am Rhein
Opernhaus Düsseldorf

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Gefangen im "ROM"

Von außen aufgetragene Exotik vermag dem Gewöhnlichen einen besonderen Touch verleihen. Verbunden mit innerer Extravaganz kann der Reiz des Fremdartigen dagegen zu einem eindringlichen Erlebnis werden. In Düsseldorf gestattete schon die exotisch am Rhein gelegene, aufgrund der Sanierung des Opernhauses bezogen, Übergangsstätte RheinOperMobil (kurz ROM) Raum für neue Konzepte. So wird Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ in der Neuinszenierung von Patrick Wurzel (Inszenierung: Andràs Fricsay) nicht etwa ein modernes Gangstermärchen, im Gegenteil: der heute noch faszinierende Stoff spiegelte sich in einer Art Werkstattraum des Orients wider und gab dem Werk eine neue räumliche aber auch musikalische Dimension.

Aus einem mehr als einmal verschlimmbesserten Repertoirewerk wurde so ein Abend der Chancen. Zum einen öffnete sich der Raum für ein spielfreudiges Ensemble, das besonders in den sonst für Opernsänger mit Hürden besetzten Dialogen überzeugte. Ekaterina Morozowa spielte und sang eine sehr innige und verzweifelte Konstanze und gab ihrer Partie damit die gebührende Größe. Ihr zur Seite stand Corby Welch als Belmonte, der besonders in der „Baumeister“-Arie seine Leichtigkeit unter Beweis stellen konnte. Das verliebte Buffo-Paar Pedrillo und Blonde verkörperten Norbert Ernst und Joanna Mongiardo eindringlich. Thomasz Konieczny (Osmin) avancierte zum absoluten Publikumsliebling, sein schwarzer Bass mit der blonden Seele füllte die ROM bis in den letzten Winkel. Und auch in der Sprechrolle des Bassa Selim vermochte sich Peter Nikolaus Kante als gleichwertig präsenter Angelpunkt des Finales zu behaupten.

Beeindruckend fügte sich aber auch der gut disponierte und unglaublich engagierte Opernchor unter der Leitung von Christoph Kurig in die orientalische Szenerie ein.

Dass neue Räume auch Schwierigkeiten mit sich bringen können, mussten die „Entführung“ erprobten Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Robert Reimer erfahren. Ihr Spiel erklang oft nur mit Abstrichen, viele Farben gingen in Koordinationsschwierigkeiten unter und die Spannung des Abends konnte nicht immer aufrechterhalten werden.

Insgesamt aber ein spannungsreiches Ereignis, dessen offene Konstruktion Erinnerungen und neue Wege miteinander verband und ein sonst häufig nur äußerlich dick aufgetragenes Werk in etwas reizvoll Fremdartiges verwandelte, in dem sich vor allem die von Mozart facettenreich angelegten Charaktere frei entfalten konnten. (mk)


Foto: © Eduard Straub