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APOKALYPSE
Die Düsseldorfer Symphoniker und der
örtliche Musikverein präsentieren in der atmosphärisch dichten Tonhalle
das epochale Werk des "letzten Romantiers" Franz Schmidt (1937) - eine
Apotheose von Oratorium und Passion. Die klanglich opulente Partitur des
Slowaken-Österreichers gerät mit ihren schwellenden crescendi, voluminösen
Chören, attraktiven Anleihen an Gregorianik, Spätromantik, verweisen auf
Zwölftöner zu einem sinfonischen Großereignis.
Die stimmlich eher marginalen Solisten lösen ihre Aufgaben im Stil perfekter
Oratoriensänger: Keth Lewis, Juli Kaufmann, Zoryana Kushpler, Igor Filipovic,
Carsten Stabell.
Leon Botstein leitet das Klanguniversum äußerst differenziert, vermeidet
die Gefahr des bloß spektakulär Illustrativen.
Doch gelingt es dem konzertanten Event nicht, die tiefe Menschheitsbedrohung
und die existentielle Hoffnung auf Rettung als Ergebnis intensiver Frömmigkeit
zu vermitteln. Das geschah 1997 in Bielefeld in der szenischen Umsetzung
durch Gottfried Pilz, und mit einem Luca Martin als fulminantem Johannes.
Das Konzertpublikum reagiert wie bei sinfonischen Großprojekten: pseudo-connaisseurhaft,
unbeeindruckt vom existentiellen Inhalt. Szenische Aufführungen sind gefragt!
(frs)
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