Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

KLASSIK & FOTOGRAFIE
18. Januar 2008

Robert-Schumann-Saal Düsseldorf


Points of Honor                      

Musik

Gesang

-

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Konkurrierende Eindrücke

440Hz ist die attraktive Veranstaltungsreihe des Düsseldorfer Robert-Schumann-Saals zur ungewöhnlichen Vermittlung klassischer Musik.

Diesmal: Die Schumann Camerata, die Fotografin Anna Aaron, der Conferencier Konrad Beikircher.

Auf der Konzertsaal-Bühne das Orchester und zwei versetzte Projektionsflächen für die Fotos und ein versetzt platziertes „Rednerpult“ – in dezent akzentuierendem Licht.

Wechselnde Foto-Projektionen, relativ kurze Musikpassagen, dazwischen engagiert vorgetragene Lyrik: Die „Regie“ hält sich zurück, verzichtet auf ablenkende Mätzchen, vertraut den Kräften der drei Künste.

Und da wird es interessant: „Vielleicht erfinden wir die Oper neu“, versprach Beikircher zu Anfang beiläufig - aber zu hören und zu sehen sind die elementaren Bestandteile des Gesamtkunstwerks Oper - additiv, aber nicht integriert mit synästhetischen Effekten. Es bleibt dem Rezipienten überlassen die disparaten Teile zusammenzubringen - ein spannender inverser Prozess, der aber zu keinem „homogenen“ Erleben führt.

Die unbefangen-kompetent aufspielende Schumann Camerata interpretiert unter dem agilen Alexander Shelley Sätze aus Schostakowitschs Hamlet-Suite, wechselt dazwischen zu bezaubernden Piècen von Fauré und Elgar, präsentiert Romanzen von Dvořák und Massenet mit dem wunderbar musikalischen Erik Schumann. Das gelingt unprätentiös, aber sehr eindringlich, gefühlsbetont, mit frappierend ausdrucksstarker Dynamik und mit faszinierenden Wechseln von lyrischen und dramatischen Passagen.

Die projizierten Fotos von Anna Aaron zeigen farbmächtig körperliche Torsi, variieren deutungsreiche street scenes, reduzieren sich aber auch auf pastose gelbe und rote Farbflächen. Der Fotografin geht es um abstrakte Imaginationen von Distanz und Intensität, um Schmerz und existenzielles Leid.

Konrad Beikircher hat zu dieser Musik und zu diesen Fotos Texte von Brecht ausgewählt, vor allem aber lyrisch-skurrile Wortspiele des Magiers Jandl. In schwarz-weiß geflecktem Jackett wirkt er mit seinem ölig-näselnden Rheinisch wie der jeckenhafte Guru einer urtümlichen Sprachkunst.

Jedes Element also behauptet seine Position – eine Ausstellung der Aaron-Fotos allein, ein Schostakowitsch-Konzert mit der Schumann Camerata, ein Soloabend mit Erik Schumann, eine Jandl-Rezitation mit Konrad Beikircher - das wären vier künstlerische Ereignisse, die auch ohne einander auskommen können.

Das neugierig-aufmerksame Publikum hat mit diesem Experiment offenkundig keine Probleme – sieht man mal von den Pärchen ab, die so wie im Kino reagieren, wenn das Licht erlischt -, es wird interessiert gelauscht und geschaut, und die Eindrücke lustvoll genossen. Die Suche nach intermedialen Codierungen – wie das in der Theorie heißt – steht da nicht im Vordergrund. (frs)

Punkte für die Rezitation:

 


 Foto oben: Konrad Beikircher und Alexander Shelley

Foto unten: Die Schumann Camerata