Identität im Tanz
25 Jugendliche fit in kontrolliertem tänzerischen Ausdruck, variabel in der individuellen und kollektiven Performance, break dance präsentierend, beeindruckend mit intensiven Gesangs-Soli, faszinierend in emotional-intensivster Professionalität - Othello Johns hat eine Gruppe hochbegabter junger Tänzer choreografisch offensichtlich sensibel motiviert, und ihnen die Chance zur sensationellen Perfektion vermittelt.
Die tanzende community ist Mittelpunkt und permanente Motivation einer bizarren Geschichte transkultureller Existenz. Ein engagiertes Schreibteam um Hermann Mensing erfindet Samuel Leutwein, der als schwarzer Namibier einen deutschen Urgroßvater hat und in Düsseldorf nach seiner Familie sucht – erfolgreich und mit einem lieto fine.
Renat Safiullin integriert die Spielszenen (mit Xolani Mdluli und Alexander Wipprecht als karikierende Protagonisten) überzeugend in die tänzerische Konstellation.
Musikalisch wird das ereignisreiche Geschehen kommentiert durch das Streich-Quartett kaj:kaj, das romantische Intensität, klassische Harmonie, minimal music-Andeutungen und zaghafte Jazz-Verweise von Bach und Schostakowitsch zu hörenswerter Exclusivität entwickelt.
Aus dem Off forciert eine hämmernde Mischung aus hip-hop, Afro-Beat und Reggae-Assoziationen Dee Dee Bridgewaters, der Oneness of Juju und Nitin Sawneeys die ekstatischen Tanz-Szenen, überzieht dabei aber den Lautstärke-Effekt zuungunsten differenzierter transkultureller musikalischer Identitäten. Eher Party-Musik, die allerdings vom Publikum lebhaft akzeptiert wird. Ade Bantu hat Rap-Texte mit den Jugendlichen erarbeitet.
Elspeth Pikaars Bühne ist leer, begrenzt durch schlichte Streifen-Vorhänge als „Gassen“ an den Seiten und einer Leinwand für sparsam-informative Text-Projektionen als Rückwand. Die wunderbaren jugendlichen Darsteller steckt Birgit Schöne in farblich-intensiv verfremdete Alltags-Klamotten.
Im Theatersaal der FFT-Kammerspiele Juta versammelt sich ein hingebungsvolles junges, „transkulturelles“ Publikum, das sich in vielen Szenen offenbar wiederfindet, aber vor allem die brillanten Aktionen der Tänzer bejubelt. Schade, dass Jassin Fetahovic und Amena Mulamba nur je ein Lied eindrucksvoll zu singen haben – da lassen sich bei weiteren Aufführungen doch wohl noch zusätzliche Auftritte erfinden lassen!
Zu bemerken ist, dass es sich bei dieser Produktion um das Ergebnis eines offensichtlich erfolgreichen komplexen Kommunikationsprozesses vieler Düsseldorfer aktiver Institutionen und engagierter Künstler unter dem Dach des aktiven kabawil e.V. handelt. Eine weitere Verbreitung auch der integrierten Ausstellung „Homestory Düsseldorf“ ist zu wünschen! (frs)
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