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Klang-Kommunikation
Ernst Jandls lyrische Sprach-Experimente sind Auslöser und Gegenstand einer faszinierenden Performance des virtuosen Musikers und Jandl-Kongenies Christian Muthspiel.
Auf der Bühne in der Gebläsehalle steht – beiseite – das klassische „Lesungs“-Mobilar: Sessel mit Tischchen und mit Rüschen bestückte Stehlampe - fehlleitendes Requisit, denn Muthspiel agiert mit Flügel, Posaune, Flöten unterschiedlichster Ausprägung – und vor allem mit Mischpult, Computer und Samplern.
Da werden Jandl-Rezitationen eigener Texte eingespielt, begleitet am Piano – auch durch direkte Bearbeitung der Saiten; da kontrastieren variantenreiche Posaunen-Soli mit zersplitterten Jandl-Texten; da zitiert und variiert der geniale Musiker Original-Töne, greift zurück auf Volksmusik, jodelt und spricht im Stil der Vokalisten, verarbeitet Passagen der Winterreise – vermengt österreichische Musik-Tradition mit österreichischer Jandl-Dekonstruktion.
Rhythmisch beherrscht, kommuniziert Christian Muthspiel die assoziativ verkürzten, gegeneinander gesetzten, reduzierten musikalischen Elemente. Über lang anhaltende Ostinati brausen O-Töne, die spontan elektroakustisch aufbereitet werden, Rückkopplungen vermitteln und in minutiöser Perfektion zur Begleitung des eigenen Gesangs werden. Ergebnis staunenswerter Konzentration und Präzision!
Jandls Botschaft, „mit seiner eigenen Vergangenheit nicht leben zu können“ kommt rüber: Texte und Musik werden kongruent, Muthspiels verblüffende Musikalität korrespondiert mit Jandls Wort-Akrobatik, entwickelt faszinierende Aura und provoziert achtzig Minuten gebannte Aufmerksamkeit.
Willy Deckers RuhrTriennale intensiviert mit dieser phantastischen Performance das Interesse an der „Suche nach dem Ursprünglichen“, nimmt ein aufnahmebereites Publikum mit, wird belohnt durch begeisterte Zustimmung. Große Kunst eben, auch wenn nicht jeder erklären und begründen kann, warum das so erfahren wird!
Franz R. Stuke
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