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Fakten zur Aufführung 

TAMERLANO
(Georg Friedrich Händel)
10. August 2002

Drottningsholms Slottsteater

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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LA CLEMENZA DI TAMERLANO

Händels Musik ist "in". Händels Opern erleben mit ihrem barocken approach allenthalben ein zustimmend bis begeistert aufgenommenes revival (s. DOR und Regensburg "Alcina") - im zeitgemäßen Drottningholm Slottsteater von 1766 trifft die Händelsche Musikattratktion auf die "moderne" Regiekonzeption und wird zum artifiziellen Musiktheatererlebnis par excellence!

Mit Bejun Mehta beweist ein erstklassiger Countertenor mit hochflexibel-weichklingendem timbre die emotional bewegenden Möglichkeiten dieser "Stimmlage" geradezu sensationell: sein Tatarenfürst Tamerlan wechselt vom rücksichtslosen Despoten zum versöhnenden "Friedensfürst". Dem Türkenkaiser Bajazet - ein unerschütterlicher Autokrat, ein störrischer alter Mann, ein herrschsüchtiger Vater - gibt Nigel Robson stimmliche und darstellerische Statur eines Shakespeare-Helden; sein polternder Tenor hebt ihn aus dem distinguiert agierenden und phrasierenden Ensemble effektvoll heraus. Mit Sandrine Piau als liebende Asteria, Anna Larsson als verstörter Andronico und Kristina Hammarstöm sind ein wunderbar weicher Sopran, ein unerhört klangreiner Alt und variabel dramatischer Sopran zu hören: Insgesamt Händel-Gesang auf selten zu erlebendem Niveau!

Pierre Andi inszeniert hochaktuell: verzögerte Bewegungen, zeitgleiche Begegnungen, Ungleichzeitigkeiten mit Verweisen auf die inneren Zustände der Personen - getragen von übertragender Spannung, sich auflösend in Bajarets hochdramatischer Todesszene.

Dazu nutzt er die frappierenden Möglichkeiten der alten Bühnenmaschinerie Drottningsholms äußerst sparsam, dafür im Einsatz umso eindrucksvoller.

Dazu leitet Christophe Rousset das junge Drottningsholmsteatern Orkester mit viel Feingefühl für dynamische Nuancen und wechselnde tempi. Ein wunderbar schwebender Klang erfüllt den intimen Theaterraum, kommentiert mit den effektvollen Feinheiten der Händelschen Musik die Handlung, interpretiert die Aktionen der Personen, überhöht das dramatische Geschehen durch "Fülle des Wohlklangs".

Im Publikum im durchaus engen Auditorium verbreitet sich äußerste Konzentration (zumal italienisch gesungen wird, es keine Übertitel gibt und die Handlung ja nicht mehr so selbstverständlich ist, wie sie das zu Händels Zeiten war!). Der Applaus steigert sich zu stehenden Ovationen - und Drottningsholms Slottsteater hat den Erfolg, der den fast mythischen Ruf der Sommerfestspiele mit Nachdruck weiterträgt. (frs)