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Fakten zur Aufführung 

DIE LIEBE DER DANAE
(Richard Strauss)
20. November 2005 (Premiere)

Sächsische Staatsoper Dresden

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Brav verträumte Märchenszenerie

Golden schimmerte das prachtvolle Gewand der Dresdner Semperoper im Bannkreis eines Komponisten, der ihr schon häufig glanzvolle Momente beschert hatte. Keinem geringeren als Richard Strauss widmet sie nun ehrwürdig die zum zweiten Mal stattfindenden Festtage und wird schon zu Anfang musikalisch belohnt. Strauss’ Talent, musikalische Gratwanderungen zwischen den Stilen in dichte melodische Expressivität überzuführen, zeugte in der Auftaktpremiere der selten erklingenden Oper „Die Liebe der Danae“ von seinem musikalischen Schaffenshöhepunkt, der zugleich sehnsüchtig idealisierende Abschiedszüge annahm. Strauss verließ mit diesem Werk die Opernbühne, es wurde erst 1952 posthum uraufgeführt.
In Günter Krämers Inszenierung schimmerte das Ideal dagegen als brav verträumte Märchenszenerie, die ihr goldenes Kleidchen von Gisbert Jäkel (Bühne) und Falk Bauer (Kostüme) je nach Laune und Jahreszeit wechselte. Danaes naiver Traum von einer (Geld)erfüllten Liebe in den Armen eines Fremden entpuppte sich schnell als märchenhaftes Luftschloss. Es ist nicht alles Gold was glänzt und ehemals mächtige Götter verkümmerten in Strauss’ heiterer Mythologie zu bemitleidenswerten Kreaturen. Jupiter als alternder Gentleman konnte nur noch die Show eines berühmten Gottes mimen, wohingegen Midas neben ihm als ärmlicher aber wahrhaftig Liebender auf ein romantisches Ideal stilisiert erschien.
Kunst ist Schönheit und Schönheit kann für Krämer nur durch Geld geschützt werden. Vor diesem Hintergrund wirkte die Flucht von Danae in die Liebe in Armut wie ein naiver Trugschluss. Doch was wäre das Theater ohne Glanz und Ideale? In Krämers Inszenierung wurden dagegen Konflikte angedeutet, die ein Schwelgen in romantischen Idealen nicht zuließen. So verhinderte etwa die Zweiteilung der Danae in tanzenden und singenden Part eine leidenschaftliche Beziehung zwischen Danae und Midas. Was blieb, war nur der Schein.
Schwelgen durfte man zum Glück in der Musik, die die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres zukünftigen Generalmusikdirektors Fabio Luisi höchst intensiv auskostete. Es ging nichts verloren in dem Nebeneinander aus kunstvoll melodiöser Schlichtheit und ausdrucksvoll lebendigem Klanggestus.Gesanglich enthebelten die Sänger ebenfalls jegliche starren Stilideale. Anna Schwanewilms gestaltete die Zweigleisigkeit der Danae dramatisch ergreifend und zugleich seltsam entrückt. Neben ihr meisterte Stephen Gould seine anspruchsvolle Partie des Midas ebenso mitreißend. Hans-Joachim Ketelsen als Danae umgarnender Jupiter vermochte die göttlichen Höhen und Tiefen seines Daseins energievoll auszudeuten. Sehr unterhaltsam spickten auch die drei lüsternen Königinnen Semele (Agnete Munk Rasmussen), Europa (Kyung-Hae Kang) und Alkmene (Anke Vondung) ihre Eistanz- und Gesangseinlagen mit Eleganz und Stichelei.
Wo die Musik leuchtete, versteckte sich die Inszenierung hinter ihrem goldenen Schein, der glänzende Momente aber trotzdem nicht verwehren konnte. (mk)