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Fakten zur Aufführung 

GÖTTERDÄMMERUNG
(Richard Wagner)
31. August 2003 (Premiere)

Sächsische Staatsoper Dresden

Points of Honor                      

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Zwiespältig

Die junge, blütenweiße Erda steht mit der unberührten Erdkugel zu den pathetischen Schlussakkorden auf der Bühne: die Hoffnung auf weibliche Ideale bleibt. Willy Deckers Inszenierung lebt von der emotionalen Pointe, vermag diese Vision aber fünf Stunden lang nicht einzulösen: da vergewaltigt der klischeehaft-brutale Hagen die trunkene Party-Suse Gutrune, die wiederum zum Schluss den ambivalent Erlebten qua Speerstoß erlegt; da mischt sich der untote Wotan intransigent in den Tod Siegfrieds, da erscheinen die Rheintöchter in grauem Landseroutfit und Siegfried geriert sich als unbegriffener Zivilisationsignorant. Nur: das "Scheitern der männlichen Macht" ist eine Behauptung im Programmheft.

Wolfgang Gussmanns Bühnenbild ist eine zeitweise magische Dekoration: das Thema "Welttheater" mit Theaterstühlen - mit denen die Protagonisten von Wotan bis Froh unter Qualm versinken - gewinnt keine überzeugende Qualität, verliert sich in okkasionellen optischen highligths.

Dagegen vermag Michael Boder mit der formidablen Sächsischen Staatskapelle das wagnersche Ingenium von beglückender Wiedererkennung der Motive, gestaffelter Instrumentenklänge, hämmernder Tutti und sonstigen Piani in archaische Wucht differenziert zusammenzuführen.

Die mangelnde Regie-Faszination ersetzen die Solisten mit fulminanter Bühnenpräsenz: Alfons Eberz gibt den Siegfried zwei Akte lang ziemlich eindimensional, stimmlich am Level, steigert sich zum Schluss zu tragischer Größe. Hans-Joachim Ketelsen intoniert den Gunther trotz aller Indolenz der Figur mit großer Kraft. Sabine Brohms Gutrune beeindruckt nicht nur durch intensives Spiel, sondern auch intensiven Sopran! Birgit Remmert ist als Waltraute total indisponiert, verpasst die Chance der großartigen Performance - leider. Faszinierend Kurt Rydl als Hagen - darstellerisch am Rande des Chargierens, stimmlich mit unnachahmlicher Kraft - ein Erlebnis! Als Brünnhilde beweist Gabriele Schnaut ihre außergewöhnliche Bühnenpräsenz und ihre schier grenzenlosen Fähigkeiten in magnifizenten Höhen und tragfähigen Tiefen, alles ohne Forcieren und ohne Makel.

Das repräsentative Premierenpublikum folgt diszipliniert dem Geschehen, es gibt kein Husten (!), die Begeisterung am Ende steigert sich; es gibt nicht mal Buhs für das Regieteam. (frs)






Fotos: © Erwin Döring