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Fakten zur Aufführung 

FAUST (MARGARETE)
(Charles Gounod)
14. Juli 2007 (Premiere Döbeln)
(Premiere Freiberg: 16.2.07)

Mittelsächsisches Theater
(Theater Döbeln)

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Todesahnungen

Die Menschen in der kleinen, kuscheligen Stadt Döbeln gehören nicht zu den Gewinnern der „Wende“. Aber nun ist immerhin ihr traditionsreiches Theater restauriert und spielt mit dem angebauten „Bürgerhaus“ eine wichtige Rolle für bürgerschaftliche Identifikation.

Mit dem Theater in Freiberg bildet das Theater Döbeln das Mittelsächsische Theater und spielt als Mittelsächsische Theater und Philharmonie eine entscheidende Rolle im Kulturraum Mittelsachsen – zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz.

Bei der Döbelner Premiere des Faust geht es um die Verselbständigung des Bösen, um existentielle Erfahrungen von Todes-Ahnungen. Kay Kuntze inszeniert Fausts Nahtod-Erleben mit großem Einfühlungsvermögen, überrascht mit intensiven Regie-Einfällen, erzählt eine existentiell nachvollziehbare Geschichte und erfindet bizarre Situationen zur nachvollziehbaren aktuellen Bedeutung: So taucht Mephisto aus dem TV-Set auf, Faust stirbt auf der Intensivstation, lässt seine schuldhafte Gretchen-Episode Revue passieren, und am Ende gibt es Weißes Rauschen auf dem Bildschirm – mit dem nicht wegzuzappenden Mephisto.

Tilo Staudtes Bühne orientiert sich an den winzigen Ausmaßen der Döbelner Spielstätte. Doch nach dem engen Raum von Fausts Krankenlager öffnet sich der Raum, rote Vorhänge, ein schwebendes Kreuz deuten steuernde Mächte an und geben Raum für intensives Bühnenhandeln.

Jan Michael Horstmann überrascht mit der Mittelsächsischen Philharmonie durch hochdifferenzierten Klang, der sich in dem intimen Theatersaal zu einer außergewöhnlich dichten Interpretation entwickelt und die differenzierten Strukturen der Gounod-Partitur nachhaltig hörbar werden lässt!

Gesungen – und gespielt – wird auf einem beglückend hohen Niveau – künstlerisches „Handwerk“ wird perfekt beherrscht, die Leidenschaft fürs Singen und Spielen ist ungebrochen spürbar!

Angelo Raciti gelingt beeindruckend stimm-variabel der Bruch vom alten zum jungen Faust; Katharina Wingen ist eine kraftvoll-variierende Margarethe, voll Liebe, Leid und Selbstvertrauen; Guido Kunze gibt einen eher brutalen Valentin; Zsuzsanna Kakuk ist ein hingebungsvoller Siebel; Rita Zaworka überzeugt als erotomane Marthe – und Joachim Goltz verkörpert einen Mephisto mit intensivster Ausstrahlung und beeindruckender stimmlicher Präsenz.

Der Chor des Mittelsächsischen Theaters nutzt die Möglichkeiten zu überzeugenden kollektiven Auftritten.

Gerade einmal 250 Zuschauer haben im Theater Döbeln Platz – aber die verstehen die präsentierte Intention, lassen sich auf das Gebotene ein, akzeptieren die neu-erzählte Faust-Geschichte und feiern alle Beteiligte mit nicht enden wollendem Applaus. Die Oper siegt in Döbeln! (frs)