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Fakten zur Aufführung 

IL TRITTICO
(Giacomo Puccini)
9. Oktober 2010 (Premiere)

Theater Dortmund


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Prachtvolles Ende einer Ära

Das ist ein glänzender Abschied. Bei ihrer letzten Inszenierung als Dortmunder Opernintendantin zieht Christine Mielitz noch einmal sämtliche Kaninchen aus dem Hut: Puccinis Il trittico bietet ihr auch eine ganze Bandbreite, um die Schokoladenseiten ihres Könnens herauszustellen. Das düstere Eifersuchtsdrama im Flussschiffermilieu siedelt Mielitz im Containerhafen an, lässt Bühnenteile sich heben und senken. So schafft sie in Il tabarro immer wieder neue Situationen, in denen das Verhängnis unweigerlich zur Katastrophe führen muss. Verblüffend, wie einfach dieses Konzept von ihrem Ausstatter Kaspar Glarner und dem für die intelligente Lichtgestaltung zuständigen Ralph Jürgens umgesetzt wird.
In Suor Angelica, diesem etwas süßlichen Drama um eine Nonne mit Vergangenheit, zeigt Mielitz auf einer fast leeren Bühne ihre Kunst der Personenführung – fast choreografisch leitet sie die Klosterschwestern und schafft Bewegung in dem doch eher handlungsarmen Stück.
Bewegen, und zwar viele Personen, das kann Christine Mielitz. Mit leichter, sicherer Hand führt sie das Personal dann auch durch einen überdrehten Gianni Schicchi. Hier ein flotter Stripp, dort die gierigen Verwandten, die sich in einem wüsten Ringelrein tummeln. Da überlässt die Regisseurin nichts dem Zufall, hat im kunstvollen Chaos alles im Blick.
Dieses prachtvolle Ende der Ära Mielitz unterstreichen die Dortmunder Philharmoniker unter Jac van Steen. Aus dem Graben dringt Pucciniklang vom Feinsten – blumig, berauschend, süchtigmachend. Dass Puccini sich oft hart an der Grenze zum Kitsch aufhält, verleugnet das Orchester nicht, sondern kostet diese Gratwanderung voll aus.
Auch das Ensemble tut das seine zum grandiosen Erfolg. Beginnend mit Granville Walkers prächtig präpariertem Nonnenchor zeigen alle Akteure große Spiellaune, agieren miteinander und offenbaren so die großen Vorzüge eines wirklichen Ensembletheaters, in das sich die Gäste gut einfügen: Ganz großartig Svetlana Ignatovich als Suor Angelica, die der verzweifelten Nonne alle Gefühlsschattierungen gibt – von ungestümer Hoffnung bis hin zu unstillbarer Todessehnsucht. Sicher durchmisst Ignatovich alle gefährlichen Tiefen und schwindelerregenden Höhen dieser Partie. Gritt Gnauck als ihre unnachgiebige Tante steht ihr da in nichts nach. Später beweist sie ihr komisches Talent als ältliche Kusine in Gianni Schicchi.
Glänzend präsentiert sich Simon Neal, der zwei so unterschiedliche Charaktere zu zeichnen hat: Sein fundamentreicher Bariton gibt dem Schiffer Michele tiefe Schwermut und Verzweiflung und dem Schicchi leichtfüßige Boshaftigkeit. Das war eine Meisterleistung.
Charles Kim ist ein brutal-liebender Luigi und ein tändelnder Rinuccio, hin und weg von Julia Amos als reizender Lauretta. Susanne Schubert gibt die leidende Giorgetta mit Engagement.
Auch die kleineren Rollen sind toll besetzt – und so ergibt sich ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus.
Das Publikum ist durchweg schwer begeistert, huldigt allen Beteiligten mit großen Ovationen und verabschiedet die scheidende Opernintendantin mit tosendem Applaus.

Thomas Hilgemeier

 







 
Fotos: Thomas M. Jauk/Stage Pictures