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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
9. Juni 2007 (Premiere)

Theater Dortmund

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Brutale Sinnlichkeit

Da geht es um Liebe, Machtansprüche, Zynismus, Demütigungen, Rache, Gewinnmaximierung, Hedonismus, Voyeurismus, scheiternde Kommunikation. Christine Mielitz bringt diese gleichzeitig-ungleichzeitigen Motivationen in einem Rausch brutaler Sinnlichkeit auf die Bühne. Ihr gelingen Konstellationen von atemraubender Intensität, Szenen von beklemmender Eindringlichkeit.

Hartmut Schörghofer erfindet dazu imaginativ „wandernde“ Wände, die offene und klaustrophobe Räume schaffen, zugleich transparent und reflektierend sind, aber auch Projektionsflächen für skizzenhafte Lokalisierungen sind. Spielautomaten in der Sparafucile-Bar sind überflüssig-störende Stilbrüche in einer assoziationsreichen abstrakten Bildwelt.

Ekhart Wycik provoziert mit den ungemein innovationsfreudigen Dortmunder Philharmonikern den Bruch mit den gewohnten Verdi-Klischees: Da werden die Humpta-Passagen zu orchestralen Zeichen, da geraten die lyrischen Phasen zu Momenten reflektierender Spannung, da treiben abrupte Brüche und konsternierende Pausen das gnadenlose Geschehen unerbittlich weiter.

Ein wirklich großartiges Ensemble gibt den geworfenen Figuren hochdramatisches Profil. Charles Kim brilliert mit einem kraftvoll-sinnlichen Tenor als Duca, Sylvia Koke verleiht dem Opfer-Schicksal der Gilda sehnsüchtig-klagende Töne mit geradezu orphischem Sentiment, und Simon Neal ist ein total gebrochener Rigoletto weitweg von allen traditionellen Bühnen-Klischees: ein sehr eigenes Timbre, variabel-ausdrucksstark in allen Lagen, nahezu hemmungslos-emotional in seinen ausweglosen Gefühls-Zuständen. Rollengerecht-zuverlässig Ramaz Chikviladze, Johanna Schoppa und Bart Driessen als Sparafucile, Maddalena und Monterone. Die comprimarii und der Opernchor (Leitung Granville Walker) tragen zum grandiosen Effekt der aufwühlenden Inszenierung entscheidend bei.

Das Publikum im vollbesetzten Dortmunder Haus begreift sehr schnell das Außergewöhnliche der brutalen Gesellschaftskritik, unterbricht erst nach der Pause das dann eher zu erwartende Geschehen mit z.T. unpassendem Nummern-Applaus. Am Ende herrscht mehr als eine Viertelstunde lang tosende Begeisterung. (frs)


Fotos: Stage Picture