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Great Expectations
Nach vielen großartigen Oratorien im Konzerthaus Dortmund ist die Erwartungshaltung
hinsichtlich des Qualitätsstandards mittlerweile extrem hoch. Die denkwürdigen
Darbietungen von Händels "Saul" oder Bachs "Matthäuspassion" sind nach
wie vor in lebhafter Erinnerung.
Auch wenn ein Vergleich nahe liegt, wäre es doch nicht ganz fair, die
Aufführung von Händels "Israel in Egypt" gerade an diesen Leistungen zu
messen. Denn der Philharmonische Chor des Dortmunder Musikvereins hat
sicherlich andere Ambitionen als beispielsweise ein Chorwerk Ruhr. Hinzu
kommt, dass der Wechsel des Chorleiters nach 35 Jahren einige Schwierigkeiten
mit sich bringt, die nicht innerhalb weniger Monate ausgelöscht werden
können.
Doch der neue Chef am Pult Granville Walker hat bereits einiges auf den
Weg gebracht. Das wurde im Konzerthaus deutlich. Die stark kontrastierenden
Stimmungen innerhalb des Werkes wurden sorgsam herausgearbeitet. Die homophonen
Passagen meisterte der Chor ausgezeichnet, in den polyphonen Teilen wurden
dann aber doch einige Unsicherheiten hörbar.
Granville Walker konnte auf ein zuverlässiges Solistenensemble zurückgreifen:
Elizabeth Poole, Rebecca Outram, Tom Williams, Alastair Thompson, Christopher
Dean und James Gower trugen nicht unerheblich zum positiven Gesamteindruck
bei. Gleiches gilt auch für das OrpheusEnsemble, welches mit seinen historischen
Instrumenten einen typischen Händel-Sound erzeugte.
Das Haus war recht gut besucht, das Publikum am Ende nicht nur hoch zufrieden,
sondern geradezu enthusiastisch. Vielleicht fehlte hier einfach die kritische
Distanz. (cd) |
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