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Fakten zur Aufführung 

INORI
(Karlheinz Stockhausen)
4. November 2003

Konzerthaus Dortmund

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Regie

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Bühne

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Publikum

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Magie der Klänge

"Inori" - jap. Das Gebet. Karlheinz Stockhausen bedrängt das Publikum im Programmheft mir religiösem Fundamentalismus, zwingt apodiktisch zu vorgeschriebenem Empfinden, der kalkulierte Aufbau der Partitur gemahnt an kabbalistische Mysterien.

Dies alles vorausgeschickt, ist Skepsis angesagt: Musik als Transportmittel verquaster Ideologie - das ist doch wohl vorbei! Doch dann das Radio Kamerorkest Hilversum, ein Kollegium hochkarätig-sensibler Virtuosen, und Peter Eötvös, ein einfühlsam-fordernder Dirigent - und das theoretische Konstrukt wird zur Magie der Klänge, durchaus geheimnisvoll in den Übergängen von Dynamik, Rhythmus, Melodie, Harmonie und polyphonen Irrlichtern.

Das Zusammenspiel von Streichern und Holzbläsern vermittelt emotionale Nachdenklichkeit, die fantastisch akkuraten Blechbläser integrieren die fast apokalyptischen Eruptionen in den mahlenden Strom der Empfindungen.

Unüberhörbar die klanglichen Quellen des epochemachenden Werks von 1974 (!) für die aktuellen Tendenzen der Musik von Adams, Reich, Nyman - Karlheinz Stockhausens Opus ist ohne Zweifel der Urgrund für "moderne" Musik weitab von allen Vorwürfen emotionaler Inkompetenz! Mit Alain Louafi (bereits 1974 in der Uraufführung) und Kathinka Pasveer sind zwei Betende auf erhobenem Podest im Orchester mit ritualisierten Demutsgesten vor einem undefinierten Höheren zu beobachten - das erinnert an Formen esoterischer Sinnvermittlung, trotz aller "Schwingungen" kein realistisches Angebot für die Suche nach Sinn-Angeboten.

Karlheinz Stockhausen übernimmt die Klang- und Lichtregie, wobei ein Einfluss auf die Klangfarben des Orchesters mittels elektroakustischer Manipulationen wohl eher als gering einzuschätzen ist.

Insgesamt: ein Abend faszinierender-magischer Klänge, vom gefesselt lauschenden Publikum im gut besetzten Konzerthaus mit entsprechendem Applaus rezipiert. (frs)