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Operettös
Offenbachs Helena und Paris konnten in Dortmund natürlich nicht das Satyr-Spiel nach Berlioz’ „Dido und Aeneas“ werden - da fehlte der Opern-Gegenpol.
Aber satirische Bezüge des altgriechischen Szenarios zur aktuellen gesellschaftlich-politischen Situation wurden schon erwartet. Von „bissig“ und „erfrischend unverblümten Parallelen“ ist in den Vorberichten die Rede. Und es soll eine neue „Dialog-Fassung“ von Daniela Brendel geben.
Aber zu erleben ist ein operettös-plüschiges Spektakel, bei dem „Hartz 4, 5, 6“ den Gipfel an Gesellschaftskritik bietet. Und attraktiv an der altgriechischen Entourage sind die zauberhaft geformten und delikat präsentierten langen Beine von Maria Hilmes als Helena – da können Dolores und Marlene Dietrich nur schlichte Gehwerkzeuge vorweisen. Ansonsten: Eine bunte Mischung von Dekorationen (eine Show-Szene, ein Riesenbett usw.) mit opulent-revuehaften nichtssagenden Kostümen (Tatjana Ivschina), die schon für unsere Eltern verquastes Operetten-Glück symbolisierten.
Ein bedeutungslos-beziehungsindifferentes Hin und Her auf der Bühne (Regie Anthony Pilavachi).
Und eine Musik (Ralf Lange und die Dortmunder Philharmoniker), die espritfrei daherkommt und in keinem Moment Ironie, Leidenschaft, schwelgende Melodienlust als Offenbachsche Spezifika hören lässt.
John Daniecki fehlt jegliche stimmliche Ausstrahlung: Maria Hilmes gelingen wenige Momente erotisch-verführerischen Gesangs: sogar ein „Theatertier“ wie Hannes Brock hat keine Chance, sein stupendes komödiantisches Talent zu realisieren; allein Jeff Martin vermittelt den schlappen Menelaos stimmlich angemessen: Farblosigkeit so weit man hört - geschuldet offensichtlich dem konventionell-konfusen Konzept.
Vollbesetzt das große Dortmunder Haus - aber nicht Freude an turbulentem Geschehen oder gar beglückender Spaß am satirischen Spiel greifen Raum; man bleibt – zurecht - reserviert. (frs)
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