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Fakten zur Aufführung 

GOETTERDÄMMERUNG
(Richard Wagner)
17. Oktober 2004 (Premiere)

Konzerthaus Dortmund

Points of Honor                      

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Gesang

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Power

"Halbszenisch" meint im akustisch einmaligen Konzerthaus Dortmund, dass sich die Solisten im schwarzen Zivil auf einer martialischen schwarzen Tribüne bewegen, die fatal an die entsprechende Architektur einer Zeit erinnert, in der eine Wagner-Rezeption der besonderen Art vorherrschte; dieser Eindruck wird durch aufblitzende Lichtsäulen in dramatischen Momenten verstärkt (szenische Realisation: Gudrun Hartmann).

Das hochkarätige Sänger-Ensemble wird von der fulminant-intensiven Waltraut Meier mit einer wahrlich galareifen Waltraute angeführt. Kurt Rydls Hagen lässt die emotionale Wucht seiner unverbrauchten Stimme hören. Die Brünnhilde Gabriele Schnauts besticht durch die szenebeherrschende Dominanz der bewunderungswürdigen Heroine - allerdings mit einigen unschönen Schärfen. Dagegen bleibt Stig Andersens Siegfried unter seinen Möglichkeiten, beeindruckt jedoch durch emotionales Singen. Bodo Brinkmann hat als Gunther überraschend kraftvolle Passagen, während dem Alberich von Günther von Kannen das Untergründig-drohende abgeht, und Amanda Halgrimson als Gutrune blond und blass bleibt. Die Nornen geben einen Auftakt voller Power und die Rheintöchter brillieren mit sphärischen Klängen.

Hans Wallat, zu dessen Ehren die gesamte Kraftanstrengung des Rings unternommen wurde, und der den letzten Abend an seinem 75. Geburtstag dirigieren sollte, ist schwer erkrankt. Er wird vertreten von Ralf Weikert, der mit hochkonzentrierten Dortmunder Philharmonikern nuanciert beginnt, einen tragenden Orchesterklang vermittelt und einzelnen Instrumentengruppen Gelegenheiten zur Profilierung bietet, um dann aber in einen spannungslosen Einheitsduktus zu verfallen, der nur durch Lautstärke imponiert (dabei bleibt allerdings - und das ist dem Routinier gutzuschreiben - die Balance mit den Sängern gewahrt!). Die bayreuth-erprobte Chorgemeinschaft Norbert Balatschs demonstriert, wie verinnerlichte Konzeption Kraft und Tempo zusammenführen kann und das komplexe Geschehen in Schwung bringt.

Das Publikum ist eine hingerissene Melange von Wagnerianern, die nicht durch szenische Interpretationen gestört werden; von Incentive-Repräsentanten, die eine ungewohnte Show genießen; von Fans der Sänger-Stars, die mit glänzenden Augen ihre Lieblinge vergöttern - da ist orkanartiger Beifall das erwartete Resultat. Und dazu noch Wolfgang Wagner als Ehrengast! (frs)


Foto: Klaus Rudolf