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Brechtsche Entwicklung
Le Nozze di Figaro - in dieser Buffo-Oper von Mozart und Da Ponte steckt
so viel Komödienhaftes, so viel auch aus heutiger Sicht noch erfrischend
Komisches, dass die Regie oftmals ihren Schwerpunkt gerade auf die Herausstellung
dieser Elemente setzt. Darauf schien es zunächst auch bei der Dortmunder
Figaro-Inszenierung von Thomas Krupa hinauszulaufen: In einem auf der
Bühne platzierten Guckkasten nimmt das Intrigenspiel seinen Lauf. Bühnenbild
(Hans-Martin Scholder) und Kostüme (Eva Dessecker) werden der Entstehungszeit
entliehen, sind konventionell und wenig spektakulär.
Umso überraschender gestaltet sich die Entwicklung nach dem großen Finale
am Ende des zweiten Aktes: Im dritten Akt wagt sich Krupa aus dem Guckkasten
hinaus, stellt diesen bloß und zerrt das Publikum in Brechtscher Manier
gleichsam aus der Handlung heraus. Der vierte Akt bringt die logische
Steigerung: eine nahezu leere Bühne, stilisiertes Licht und eine artifizielle
Interaktion der Figuren. Übt Krupa da etwa Kritik an der bisweilen übertriebenen
Dekonstruktion mancher klassischer Opern? Man wird in der Tat zum Nachdenken
angeregt!
Auf erfreulich hohem Niveau bewegt sich das Sänger-Ensemble. Mikael Babajanyan
ist ein machohafter Graf mit viel Power, Elena Nebera eine ebenso selbstbewusste
Gräfin mit (manchmal ein wenig zu) durchdringendem Sopran. Iris Kupkes
(Susanna) Sopran ist von bezaubernder Klarheit, Werner Van Mechelen gibt
den Figaro stets souverän und überzeugt auch durch seine schauspielerische
Leistung. Quirlig der Cherubino Maria Hilmes, die ihrer Stimme aber noch
mehr Kontur verleihen könnte. Auch das übrige Ensemble fiel qualitativ
nicht ab: Ute Döring als Marcellina, Bart Driessen als Bartolo, Hannes
Brock als Basilio, Christian Pienaar als Richter Don Curzio, Keiko Matsumoto
als Barbarina und Andreas Becker als Gärtner Antonio.
Eine wirklich erstklassige Leistung entlockt der junge Dirigent Dirk Kaftan
(in seiner hektischen Gestik oftmals ein wenig übertreibend) den Dortmunder
Philharmonikern: eine pointierte Interpretation mit viel Drive.
Das Dortmunder Publikum bedachte vor allem die Protagonisten auf der Bühne
und im Orchestergraben mit enthusiastischem Applaus; und auch für das
Regieteam gab es viel Beifall. (cd)
Karten unter (0231) 50 27 222 |
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