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Fakten zur Aufführung 

RITTER BLAUBART
(Jacques Offenbach)
27. Januar 2011
(Premiere: 16. Januar 2011)

Theater Dortmund


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Leichen im Keller

Offenbachs spritzige Komödie Ritter Blaubart bietet Gelegenheit, mit ganz viel Bewegung und Tempo zu arbeiten. Das gelingt der versierten Anette Leistenschneider in ihrer Inszenierung nur bedingt. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Dortmunder Philharmoniker hinten auf der Bühne platziert sind und es so an Raum fehlt für wirklich mitreißende Personenführung. So wirkt der Abend trotz turbulenter Handlung bisweilen etwas statisch. Diesen Eindruck konnte auch Choreografin Adriana Naldoni nicht auslöschen.

Vor dem Orchester spielt die Geschichte des frauenmordenden Blaubart, umrahmt von einem roten Plüschvorhang. Leistenschneider packt routiniert zu, scheut auch vor derberem Humor nicht zurück, entfaltet aber durchaus feine Komik und Ironie. Die buckelnden Hofschranzen des Königs Bobèche sind ein echtes Highlight, ebenso die Telefonhotline im Leichenkeller des Hofalchimisten Popolani. Und so ist es vor allem die Fülle dieser kleinen Einfalle, von denen dieser Ritter Blaubart lebt - und von den Kostümen Ulrike Kremers. Die zeugen von einem großen Ideenreichtum: in Blau gehalten das Landleben, rosarot der Hofstaat des Königs und, passend zur Hochzeit, die zum Trauerzug wird, dunkles Violett und Schwarz. Ebenso gelungen die Zeichnung der Hauptfiguren: der fiese Blaubart natürlich im blauschillernden Frack, Popolani zunächst als verhuschter Alchimist, dann als Objekt der Begierde in blauem Leoparden-Look. Schön auch der schottische Minister mit Backenbart und die freche rote Mähne der Boulotte, die so gar nicht passen will zum unschuldigen Blümchen-Look.

Ansteckend auch die Spielfreude des Ensembles und des gut agierenden Chores (Chor: Granville Walker). So ist Johanna Schoppa als Königin Clémentine einfach eine Wucht. Das gilt auch für Hannes Brock - als eitler König eine Idealbesetzung. Auch Stephan Boving (Saphir) und Anke Briegel (Hermia) machen als Liebespaar eine prima Figur, herrlich gibt Hans Werner Bramer den Minister Oscar. Insgesamt wird prima gesungen, hervorstechend sind Vera Semieniuk als Boulotte und Christian Tschelebiew als Popolani. Craig Bermingham spielt den Blaubart gekonnt dämonisch, ist aber stimmlich mitunter etwas roh und leicht unkontrolliert.

Kapellmeister Lancelot Fuhry leitet die Dortmunder Philharmoniker schwungvoll und präzis durch den Abend, der vom Publikum lebhaft beklatscht wurde.

Thomas Hilgemeier








Fotos: Thomas Jauk/Stage Pictures