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WAGNER ÜBERWINDEN
Höchstes Vergnügen bereitet Ralf
Nürnbergers Sicht auf Hofmannsthals/Strauss' "Ariadne" von 1912 im historischen
Kontext der Alternative zum damals gängigen "Wagner-Stil": Rezitative,
Ariosa, Liedhaftes werden wiederentdeckt; dazu kommt die Reminiszenz an
Hoffmannsthals französisch begründete Idee, einen Molière mit einer
Kurzoper Strauss' zu kombinieren. Und so gewinnt die Dortmunder "Ariadne"
ihren intellektuellen Esprit aus der Mutprobe des Alternativen. da wird
ein Werk des Repertoires zur back stage comedy, das Ineinander von Tragödie
und Treiben der Komödianten zur Gelegenheit, die Abkehr der Altgewohnheiten
plakativ zu demonstrieren.
Renato Uz baut dazu eine karg-aussagekräftige Bühne, auf dem die Protagonisten
stilisiert agieren.
Alexander Rumpf gelingt es, mit einem 36köpfigen Orchester sowohl die
eher kammermusikalischen Charakteristiken als auch den Eindruck schwelgender
Klangfülle intensiv zu vermitteln.
Die Sängerdarsteller leben Konzept und Ambiente genussvoll-distanziert
aus. Sie nutzen die Möglichkeiten der ironisierten Distanz und der persönlichen
Betroffenheit zu singulären Porträts, weitab sowohl von Klischees als
auch von Parodien, stimmlich unbeeindruckt: Sonja Borowski -Tudor als
intonations- und höhensicherer Komponist, Sharon Markovich als Strauss-vertraute
Ariadne, Paul Lyon mit überwältigender Heldentenor-Attitüde und Ean-Joo
Park als Koloraturen auskostende Zerbinetta. Das übrige Ensemble spielt
blendend und singt virtuos.
Im eigentümlich opernabstinenten Dortmund applaudierte das "Trotzdem-Publikum"
dem igeniösen Bühnengeschehen und strafte den "Dortmund-Malus" Lügen!
(frs)
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