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Fakten zur Aufführung 

DER FREISCHÜTZ
(Carl Maria von Weber)
16. Mai 2009

Konzerthaus Dortmund


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Faszination der Romantik

Das Mahler Chamber Orchestra „in Residence“ im Konzerthaus Dortmund – und mit Thomas Hengelbrock als Leiter den Freischütz präsentierend: Das gerät zum musikalischen Groß-Ereignis!

Hengelbrocks kompromisslose Interpretation des Monuments romantischer Opern-Musik konterkariert alle schwärmerischen Vorstellungen von Volkstümlichkeit und spießiger Harmonie-Sehnsucht. Da beherrscht vom ersten Piano der Ouvertüre eine geradezu lastende Spannung die musikalische Szene, da werden die Crescendi geradezu brutal realisiert, da ist nichts mit Folklore-Jägerchor, da werden nie gehörte Tempi praktiziert, da werden volksliedhafte Passagen zu abgründigen Botschaften, da wird elektrisierend hörbar, was unter der „Dämonie der Romantik“ bisweilen leichthin abgetan wird.

Die ungemein engagierten Musiker des international besetzten Mahler Chamber Orchestra folgen ihrem inspirierenden Dirigenten mit voller Konzentration, beweisen ihre viel gerühmte solistische Kompetenz, beeindrucken durch kommunikatives Zusammenspiel der Instrumentengruppen und empathisch-interpretierendes Begleiten der Gesangs-Solisten.

Steve Davislim singt einen Max ohne jeden heldentenoralen Aplomb, aber auch ohne lyrische Belanglosigkeit: er stimuliert die Abgründigkeit des Probe-Schützen mit flexiblem Tenor mit phänomenaler Ausdruckskraft. Juliane Banse als Agathe lässt ihre entsagend-zweifelnden Arien mit überwältigender Emphase erklingen – geprägt von strukturiertem „Schmelz“ und ungemein tiefgehendem Ausdruck in allen Lagen. Julia Kleiter gibt dem Ännchen selbstbewusst-emanzipierten Klang, brilliert mit hellen Tönen ohne irgendwelche „Kratzer“. Und Dimitry Ivashchenko ist mit wandlungsfähig dunkel-drohendem Bariton ein Kaspar par excellence – eine Stimme von geradezu beschwörender Kraft!

Die Legende Paata Burchuladze gibt dem Eremiten voluminöse Bass-Statur; Klaus Kuttler überzeugt als souveräner Ottokar mit eindrücklicher Kraft; Reinhard Dorn ist ein bemerkenswert stilsicherer Kuno mit großer Stimme; und Matjaz Robavs lässt einen Kilian mit klaren Konturen hören. Sensationell in der Differenzierung der so vielschichtigen Weber-Vorgaben der Philharmonia Chor Wien (Leitung Walter Zeh) – ein Klangkörper von faszinierender Ausdruckskraft.

Die Solisten werden bei der konzertanten Aufführung – in Smoking und Abendkleid – zu einigen Gängen und Gesten „verführt“; das wirkt aufgesetzt – und die Solisten haben mit ihrer Ausstrahlung solche Versuche gar nicht nötig.

Im vollbesetzten Konzerthaus herrscht höchste Aufmerksamkeit, intensivstes Hören auf elektrisierende Musik und stimulisierenden Gesang: spontane Standing Ovations am Schluss, viertelstündiger frenetischer Applaus. Das Konzerthaus Dortmund feiert erneut einen Riesen-Erfolg! (frs)

 




 
Fotos: Mark Wohlrab