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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
18. April 2005

Rumänische Staatsoper Brasov
(Stadthalle Dinslaken)

Points of Honor                      

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Wahn und Kunst

Die Bühnendekoration (Viorica Petrovici) erinnert mit ihren Bildern im Plastik-Look an eine Geisterbahn; Cristian Mihailescus Regie bleibt unbeholfen in der Personenführung: Rampensingen, hölzern agierender Chor. Aber das ist es dann auch mit den Defiziten der Brasov-Präsentation in der tristen Dinslakener Stadthalle.

Das rumänische Orchester lässt sich unter der disziplinierten Leitung von Traian Ichim auf Offenbachs variantenreiche Musik ein, begleitet sensibel, setzt aber auch emotionale Akzente und vermag den „Witz“ der Musik erlebbar werden zu lassen.

Die Solisten beeindrucken mit charakteristischen Stimmen, sind ausgesprochen sicher in der Intonation und vermitteln – bisweilen drastisch in der Gestik – die Nuancen eines Traumspiels der Erinnerungen. Sorin Lupu kann sich mit seiner Hoffmann-Interpretation auf eine zuverlässige Basis stützen und hat genügend Kraft für die Artikulation spiritueller Akzente. Valentina Margaras gelingen brillant-höhensichere Koloraturen als Olympia; Anda Popescu gelingt die Giulietta mit bemerkenswerten Zwischentönen und Maria Petcu verleiht der Antonia leidend-liebende Lyrismen. Asineta Raducan gibt eine Muse als „Gewissen“ Hoffmanns mit hoch ausdrucksstarkem Mezzo und Dion Mazerolles „Bösewichter“ sind Glanzlichter gekonnt phrasierender Baritonkultur.

Das gesamte Ensemble ist mit großem Einsatz ein eindrucksvoller Beleg für die sängerische Qualität de Operngesangs in Rumänien. Gleiches gilt für den 14-köpfigen Chor: voll engagiert, klangstark in der Dynamik.

In der bunkerähnlichen Dinslakener Stadthalle – eine Bausünde der 60er Jahre – wird einmal im Jahr Oper angeboten. Das offensichtlich einheimische Abonnentenpublikum (mit hohem Alterslevel) lässt sich dennoch auf den Hoffman mit seinem Weg über den (Liebes-)Wahn zur Kunst ein – das übliche Tuscheln und Murmeln ist da eher ein Zeichen für Anteilnahme als für respektlose Ignoranz – und geizt nicht mit ehrlich-enthusiastischem Applaus. (frs)

P.S. Ein einziger Besetzungszettel auf dem Kassentisch ist kein guter Service, lässt den Respekt vor den agierenden Künstlern vermissen; da reicht auch eine kurzfristige Einblendung auf den Untertitelungs-Monitoren links und rechts am Bühnenportal nicht aus.


Foto: © Staatsoper Brasov