Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER VERLORENE SOHN
(Benjamin Britten)
3. Oktober 2007 (Premiere)

Heilig-Kreuz-Kirche Detmold
Festival Musica Sacra Paderborn
Landestheater Detmold


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

KIRCHENOPER

Erstaunlich, dass zu Zeiten intensiver Suche nach Spiritualität Brittens „Kirchenopern“ so wenig beachtet werden. Schon 2005 machten das Landestheater Detmold und das Festival Musica Sacra Paderborn Die Jünglinge im Feuerofen möglich.

Der Verlorene Sohn lebt als Kirchenoper vom liturgischen Ductus, umgesetzt von Mönchen als mittelalterliches Mysterienspiel in musikalischen und darstellerischen Formen des japanischen No-Theaters.

In der klaren Architektur der Detmolder Heilig-Kreuz-Kirche verwandeln sich die Mönche und Laienbrüder auf der Fläche vor dem Altarraum in Musiker und Darsteller in No-Kostümen. Ritualisierte Gesten und streng festgelegte Positionen bestimmen die Handlung. Frank Düwel gelingt in eindrucksvoller Manier die szenische Umsetzung des Britten-Konzepts, sakrale Elemente verschiedener Kulturen zu verbinden. Bemerkenswert, wie Elemente des Sakralen mit psychologischen Aspekten korrespondieren, wie der – von Britten verlangte – Kirchenraum die kommunikative Atmosphäre bestimmt.

Die acht Mitglieder des Detmolder Orchesters entwickeln unter Boris Anifantakis einen authentischen Klang, der allen Instrumentalisten Gelegenheit zu zauberhaften Soli bietet -- und nicht zuletzt wird die diffizile Verbindung japanischer Formen und europäischer Intonation intensiv hörbar.

Johannes Harten ist Abt und Verführer mit variablem Tenor, vermittelt sowohl sakrale Offenbarung als auch penetrante Verführung. Seelische Konflikte des Vaters und der Söhne werden von Andreas Jören, Jae Won Yang und Byoung Oh Kim mit kraftvoll fundierten Stimmen nachvollziehbar; und damit realisieren sie Brittens Vorstellung von religiöser Offenbarung und menschlichen Gefühlen. Entsprechend eingestellt die Chöre, u.a. mit dem Knabenchor der Chorakademie Dortmund – liturgisch intonierend, die Kirchen-Akustik brausend füllend.

Michael Engels Ausstattung ist in das kirchliche Ambiente integriert, und Hermine Seiferts Kostüme repräsentieren Mönchskutten und No-Gewandungen in deutlicher Eindringlichkeit.

Das hochaufmerksame Publikum hat Probleme mit der Text-Verständlichkeit – der Kirchen-Hall! Musik, Gesang, Handeln werden jedoch in ihrer Bedeutung verstanden. Brittens Idee wird akzeptiert, die konzentriert-engagierte Umsetzung erntet langanhaltenden Applaus. (frs)

 

 


Fotos: Landestheater Detmold