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Fakten zur Aufführung 

ORPHEUS UND EURYDIKE
(Christoph Willibald Gluck)
2. November 2008
(Premiere: 30. 10. 2008, Minden)

Landestheater Detmold


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Theater - Meta-Welt

Orpheus der Sänger, Eurydike die Tänzerin: Kay Metzger verlegt den Orpheus-Mythos in die Theater-Szene. Das gelingt einigermaßen plausibel, wenn das Theater als Meta-Welt verstanden wird – mit Protagonisten, Publikum und Ambiente als inspirierende Elemente einer konsequenten Mythen-Konkretisierung ohne Trivialisierung. Die frappierende Inszenierungs-Idee wird in detailreiches Bühnenhandeln umgesetzt: Die Tänzerin als „sterbender Schwan“, Orpheus in verzweifeltem Gestus, Eurydike als insistierende Liebende, Amor als animierende Figur, der Chor als (mit-)leidendes und letztendlich rächendes Kollektiv – das alles wird zum emotionalisierenden Spiel um Liebe und Leidenschaft, aber auch zur fast philosophischen Botschaft über die Unmöglichkeit der Rückkehr in das Reich der Lebenden.

Petra Mollérus stellt das Bild des Detmolder Theaterraums auf die Bühne – in allem Glanz als „Oberwelt“, demonstrativ derangiert als „Unterwelt“ – dazu wandelbare schwarze Wandelemente zur imaginativen Trennung der Handlungsabläufe.

Richard Lowe choreografiert in diesen Räumen mit der Tanzcompagnie und dem Bewegungschor ein beklemmendes Spiel kollektiven Verhaltens. Dramatischer Höhepunkt: Der gnadenlose Angriff auf den gescheiterten Orpheus.

Evelyn Krahe ist ein emotional besetzter Orpheus; ihr eher herb timbrierter Alt interpretiert einen verzweifelt suchenden Orpheus, setzt maskuline Akzente und differenziert die Ambivalenz der Leidenschaften. Beate von Hahn gibt – von der Maske perfekt gestaltet – eine geradezu ergreifende Eurydike – mit intensivem Ausdruck und bewegender Phrasierung. Kirsten Höner zu Siederdissens Amor wird zur „liebevollen“ Lenkerin des Geschehens – stimmlich variabel mit animierender Klang-Farbe!

Jörg Pitschmann nimmt mit dem diszipliniert aufspielenden Orchester des Detmolder Landestheaters die Inszenierungs-Idee musikalisch auf, vermittelt die Intentionen Glucks, der nach authentischem Ausdruck suchte, und variiert zwischen sentimentaler Melodik und aggressiver Rhythmik. Das wird der zweiten Fassung der Oper – ohne Happy End – von 1774 musikalisch eindrucksvoll gerecht!

Das hingebungsvolle Publikum folgt dem – schon fast selbstreferentiell zu verstehenden – Ablauf mit konzentrierter Aufmerksamkeit, lässt sich auf die Deutung des Mythos’ ein, realisiert das antike Menschheitsdrama – und goutiert Musik und Gesang: enthusiastischer Applaus am Schluss! (frs)
 






Fotos: Michael Hörnschemeyer