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Fakten zur Aufführung 

OKLAHOMA
(Richard Rodgers/
Oscar Hammerstein II)
11. Februar 2011 (Premiere)

Landestheater Detmold


Points of Honor                      

Musik

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So ist Amerika

Oklahoma! ist ein Musical, das deutlich Kind seiner Zeit ist, das deutlich Moral- und Wertevorstellungen der Mitte des 20. Jahrhunderts atmet. Und es ist ein sehr amerikanisches Musical, das trotz des aufgezeigten Streits zwischen Farmern und Cowboys ein heiles Bild vom Wilden Westen zeichnet, von rauen Kerlen mit dem Herz auf dem rechten Fleck und von Frauen, die zupacken können und ihre Erfüllung in der Ehe suchen. Alles kulminiert in dem Satz: Seht her, so ist Amerika.
Darin liegt vielleicht auch der Grund dafür, dass Oklahoma! so sehr entfernt ist vom Publikum jetzt und hier. Und so ist es wahrscheinlich auch richtig, dass Detmolds Ballettchef Richard Lowe jedwede Form von Aktualisierung oder Zuspitzung von Konflikten schlichtweg ausblendet. Alles andere hätte wahrscheinlich auch aufgesetzt gewirkt.
So erzählt Lowe geradeaus die Liebesgeschichte von Curly und Laurie, die sich am Ende dann doch noch kriegen. Er hüllt das Ganze gemeinsam mit Ausstatterin Petra Mollérus in gefällige Westernkostüme mit Cowboy- und Schafhirtenhüten, rauschenden Röcken und koketten Hüten. Das ist nett anzusehen, und auch die für ein Tourneetheater praktische Bühne hat Charme: Petra Mollérus lässt Oklahoma! in einem wild wuchernden Maisfeld spielen.
Hingegen wirken Personenführung und leider auch die Choreographien Lowes etwas statisch und sehr zurückgenommen. Hier hätte etwas mehr an Schwung gut getan.
Bryan Boyce, neu im Detmolder Ensemble, und Catalina Bertucci geben das Liebespaar, das am Ende zum Ehepaar wird, mit viel Freude am Stück. Auch sängerisch sind sie prima, soweit der recht gestelzte, teilweise sehr unsangliche deutsche Text das zulässt.
Brigitte Bauma punktet als patente Tante Ella auf der ganzen Linie und sorgt für die komischen Momente. Ihr gegenüber steht der finstere Jud Fry – Andreas Jören gibt ihm mit Stimmgewalt dämonische Züge. Eine ganz tolle Figur macht Stefan Stara als Will Parker, der sowohl sängerisch als auch tänzerisch überzeugt. Witzig ist Manfred Ohnoutka als heiratsunwilliger Ali Hakim, auch die beiden Mitglieder des Opernstudios – Larissa Neudert und Kevin Dickmann – wissen zu gefallen. Das gilt auch für alle weiteren Darsteller in den kleineren Rollen: Torsten Lück, Michael Klein, Michael Nack, Christian Jérôme Timme und natürlich auch für Rita Gmeiner als nervige Gertie.
Marbod Kaisers Chor ist ebenso homogener Teil der Inszenierung wie das mit Engagement agierende Ballett.
Jörg Pitschmann leitet das Symphonische Orchester Detmold mit Schwung durch die Melodien von Richard Rodgers, die wie ein Sommerwind sind – leicht und hübsch!
Oklahoma! macht es einem Team in einem europäischen Theater im Jahr 2011 nicht leicht: Es ist schwer, wirklich mitreißende Momente zu generieren und die Zuschauer zu fesseln. So ist das auch in Detmold. Es gibt viel anerkennenden Schlussapplaus für alle Beteiligten, aber während der Vorstellung war, bis auf wenige Lacher, nur wenig Emotion zu spüren.

Thomas Hilgemeier

 











  Fotos: © Michael Hörnschemeyer