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Fakten zur Aufführung 

DON GIOVANNI
(Wolfgang A. Mozart)
16. Dezember 2005
(Premiere: 5.11.05)

Landestheater Detmold

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The Rake

Scherz (Zerline mit dem Rotkreuz-Koffer), Satire (Masettos Freunde als Schützenbrüder), Ironie (Elvira, Leporello, Giovanni mit Engelsflügeln) und tiefere Bedeutung (das Sex-Symbol mit Todeszeichen) – Kay Metzger erinnert in seiner ambivalent-lustvoll-bedrohlichen Giovanni-Idee an Detmolds großen Dramatiker Grabbe. Alle Beteiligten haben ihre je spezifischen Vorstellungen von Sex und Liebe, nur Giovanni praktiziert alles – als sexual maniac mit der Erwartung tödlicher Folgen. Intelligente Regie-Einfälle treiben die Handlung voran; die überraschende Nutzung traditioneller theatraler Mittel (Verkleidungen, überraschende Auf- und Abgänge) wechselt mit neuen Formen (das Verzeichnis als Videokassette). Die sinnliche Dominanz der zwischenmenschlichen Beziehungen wird mit ihren Bedrohungen sinnlich erfahrbar.

Der Spielraum besteht aus drei beweglichen und drehbaren Halbzylindern, die Handlungsräume schaffen und verdecken (Bühne: Petra Mollérus), damit assoziative Freiräume bieten und für die Gültigkeit archetypischer Konflikte stehen.

Das Detmolder Ensemble beeindruckt durch rollentypische Präsenz und mozartgerechtes Singen: Andreas Jören ist nach anfänglichem Zögern ein stimmlich variabler Giovanni; Jutta Maria Fries gelingen als Anna wunderbar cantable Charakterstudien; Ulrike Heyses Elvira ist mit eher sanftem Mezzo weit weg von der schrillen Rächerin; Stefan Heibachs Ottavio vermittelt mit kraftvollem Tenor liebende Stärken; Kai Günther gibt dem Leporello individuell-artikulierten Charakter; Annette Blazyczek phrasiert die Zerlina mit hellem Sopran; Ki-Yong Kim verleiht dem Masetto gebrochene Töne; und Vladimir Miakotine ist stimmlich kraftvoll ein elementar-wirkender Komtur (auch ohne Amplifikation!).

Erich Wächter realisiert mit dem kompetenten Orchester des Landestheaters Detmold einen Mozart-Klang mit allen Kontrasten zwischen schmelzenden Lyrismen und düsteren Passagen (doch wirken dabei die schroffen Ausbrüche ziemlich abrupt).

Das Haus ist ausverkauft, das Detmolder Publikum – immer wieder die Mischung des bildungsbeflissenen Lippern und kundigen „Experten“ aus dem Umfeld der Musikhochschule – beobachtet den Absturz des Wüstlings (Strawinskis Rake) mit hoher Aufmerksamkeit und reagiert positiv auf das differenziert-diffizile Angebot auf der Bühne. Kay Metzger scheint mit seinen Akzentuierungen beim traditionsreichen Landestheater auf Zustimmung zu stoßen! (frs)


Fotos: © Michael Hörnschemeyer