Commedia: leicht lippisch
Das ist ein fröhliches Spiel im Stil der Commedia dell’arte, das Hinrich Horstkotte in hispanisierender Kulisse – sich öffnend mit Blicken auf kleinstädtisches Ambiente – als augenzwinkernde Standes-Konflikte präsentiert. Da agieren die bekannten Figuren als funktionierende Rollenträger, da steht der von vornherein feststehende Charakter nicht in Frage, da triumphiert die Macht des Gesangs – und da gibt es zarte Hinweise auf lippische Identitäten: erinnert die Polizeitruppe nicht an die legendären „Maikäfer“?
Jörg Pitschmann leitet das Orchester des Landestheaters Detmold zu duftiger Animation, locker im Gesamtklang, präzis in den Instrumentengruppen, sensibel in der Begleitung der Solisten auf der Bühne.
Hugo Mallet gibt dem Almaviva distanziert-aristokratischen Touch, artikuliert eher leichthin, verzichtet auf dominierende „Bravour“. Anna Alas i Jove ist nicht nur die kapriziöse Rosina, sie bezaubert auch mit brillantem Rossini-Belcanto. Andreas Jören vermag den Figaro zur zentralen Figur zu entwickeln, beeindruckt mit agilem Bariton und emotionalisierendem Timbre. Joachim Goltz interpretiert einen eher hilflosen Bartolo, demonstriert differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten. Vladimir Miakotine lässt seine bravouröse Stimme zum finsteren Basilio werden, brilliert mit der Verleumdungs-Arie! Und Brigitte Bauma gelingt als Marzelline ein Kabinettstück virtuosen Gesangs. Das gesamte Ensemble des Detmolder Landestheaters agiert und singt im Sinne der Rossini-Vorgaben!
Das Detmolder Premieren-Publikum goutiert das turbulente Geschehen, reagiert spontan auf versteckte lokale Verweise – und feiert Orchester und Sänger. (frs)
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