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Fakten zur Aufführung 

MACBETH
(Giuseppe Verdi)
13. Januar 2008 (Premiere)

Anhaltisches Theater Dessau


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Machtdrama

Am Ende eines enorm spannenden Opernabends sorgen vor allem die angereisten Mitglieder des bundesweiten Vivat-Verdi-Clubs für enthusiastische Stimmung: Fähnchenschwenken, rhythmisches Klatschen, lautstarke Zurufe – eine Stimmung wie zu Verdis grandiosen Zeiten! Und das zu Recht:

Stefan Rieckhoff baut eine assoziationsreiche Bühne, wie rostige Stahlplatten wirkend, wie blutverschmierte Spiegel – der Bühnenbildner weiß, wie mit variablem Material umzugehen ist, wie Licht effektvoll eingesetzt werden und welche Funktion die Drehbühne haben kann! Es entstehen Räume des Mordens und der Zerstörung - bezwingend und unausweichlich.

Johannes Felsenstein inszeniert in diesem verfremdet-realistischen Ambiente den Todesreigen wahnwitziger Macht mit beklemmendem Finale: Macduff zerbricht die Krone, steht vor einem Spiegel-Horizont, weist ins Publikum: Ihr seid das Volk!
Hinreißendes Opern-Pathos, „Aktualität“ geradezu beschwörend.

Iordanka Derilova – eine Lady mit erotisch-suggestiver Ausstrahlung, mit einer voluminös-höhensicheren Stimme, in der Wahnsinns-Arie von geradezu morbider inversiver Kraft, ihr Trauma stimmlich eindrucksvoll interpretierend - grandios! Ulf Paulsen – ein getriebener Macbeth, Skrupel, Machtgier, Selbst-Zerstörung mit fulminanter Stimme differenziert artikulierend. Nico Wouterse gibt einen stimmkräftigen Banquo, Nils Olsson überzeugt als Malcolm, und Pieter Roux lässt Auftritt und Arie des Macduff zu einem Höhepunkt des mörderischen Alptraums werden. Die übrigen Solisten faszinieren in ihren Rollen - und der Chor agiert hochintensiv, singt voller Leidenschaft und kollektiver Perfektion (Leitung Helmut Sonne).

Die Anhaltische Philharmonie Dessau vermittelt unter dem Balance haltenden Golo Berg einen Verdi-Klang, der nicht die donnernden Klischees reproduziert, sondern zumeist ansatzloses Spiel fordert, innere Dimensionen verdeutlicht und damit psychische Konflikte hörbar werden lässt.

Leidenschaftlicher Applaus am Schluss – doch zwischendurch die ständig wispernden alten Damen, die kommentierenden Bildungsbürger, die nachfragenden Novizen: Ja kann denn die Menschen keiner lehren wie man zuhört?! (frs)

 

 










Fotos: Claudia Heysel