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Fakten zur Aufführung 

LOUISE MILLER
(Giuseppe Verdi)
7. Mai 2005

Anhaltisches Theater Dessau

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Kabale als Schicksal

Zwei ästhetische Prinzipien treffen aufeinander: überspitzte Realität bis zur Karikatur (mit emotional reflektierten Passagen im geheimnisvollen Bühnendunkel) und fast allegorischen Szenen im Stil der griechischen Tragödie. Und deren Geist vermittelt die Aufführung: die Macht des unausweichlichen Schicksals mit einer moira als beobachtend-lenkende Figur. Johannes Felsenstein inszeniert konsequent nach dem Prinzip der „schöpferischen Spontaneität“, wobei allerdings einige Szenen unfreiwillige Komik erzeugen, wenn sich z.B. Wurm im Takt der Musik bewegt; wenn der Walter mit Nachtmütze und Kerzenleuchter wie das Darmol-Männchen wirkt.

Die Bühne Stefan Rieckhoffs stellt Millers Stube als Bühne auf der Bühne effektvoll in den Mittelpunkt der szenischen Bemühungen, arbeitet mit wenigen verfremdenden Versatzstücken, lässt Raum für verhaltenes Agieren und setzt das Bühnenlicht imaginierend ein.

Das Dessauer Ensemble beeindruckt mit vorzüglichem Verdi-Gesang. Rainer Büsching ist ein variabel-stimmkräftiger Präsident Walter; Ulf Paulsens Miller lässt stimmsicher die ambivalente Verzweiflung des Vaters hören; Ludmil Kuntschews Wurm verlässt sich aufs Chargieren; Sonja Borowski-Tudor gibt der Milford mit immer noch glänzendem Mezzo bewegende Emotionalität; Jörg Brückners Ferdinand hat mit seinem hellen Tenor genügend Variationsmöglichkeiten zur Charakterisierung eines Getriebenen zwischen unbedingter Liebe und tödlichem Zweifel; Daniela Zangers Louise ist unnachahmlich in ausdrucksstarken Lyrismen und legatosicheren Höhen: außerordentlich! Dazu ein brausender Chor (Leitung: Markus Oppeneiger), der als Kontrast zur realistischen Handlung diszipliniert agiert.

Zum Schluss gewinnt die Anhaltische Philharmonie unter Golo Berg den atemlosen Verdi-Drive mit stimulierenden Emotionen. Doch zuvor ist man an Karajans permanente Forderung nach „ansatzlosem Spiel“ erinnert: zu knallig kommen die crescendi, zu spannungstötend sind die Fermate.

Das Publikum wirkt in aufmerksamem Mitgehen und geradezu frenetischem Jubel wie eine eingeschworene Gemeinde und schafft wunderbare Opern-Atmosphäre. (frs)


Fotos: © Claudia Heysel