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Fakten zur Aufführung 

DON KARLOS
(Giuseppe Verdi)
8. Mai 2005

Anhaltisches Theater Dessau

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Ein Kammerspiel

Es geht nicht um große Historie; der Freiheitskampf der Niederlande, die Furie der Inquisition ist allein bedrängender Hintergrund für ausweglose Verstrickungen leidender Menschen. Johannes Felsenstein inszeniert auf der riesigen offenen Bühne (Stefan Rieckhoff setzt auf imaginierende Details!) das quälende Leiden anteilnehmender Subjekte in ihren gebrochenen Beziehungen – ein intensives Kammerspiel, mit Verzicht auf ein spektakulär-aktionsreiches Autodafé, aber leider auch mit den koventionellen Mitteln ritualisierter Gänge und Gestik. Das erschütternde sinnliche Erlebnis wird zum Nachvollziehen starrer Theatralik.

Sängerisch präsentiert sich Dessaus Don Karlos auf bemerkenswertem Niveau: Jordanka Derilova ist eine zerbrechlich-zarte Elisabeth mit einfühlsamer Schmiegsamkeit ihrer voluminösen Stimme; Alexandra Petersamer gelingt mit schlank geführtem Mezzo ein eindrucksvoller Eboli-Charakter; Enrique Ambrosios Karlos ist mit seinen stimmlichen Mitteln ein schwärmerischer Geist; Ludmil Kuntschews Rodrigo kommt zu staturhaft daher, seine Empathien gehen im rauen Gesang verloren; Peter Loehle ist ein zutiefst nachdenklicher Philipp, seine Stimme vermittelt Wärme und Anteilnahme. Solisten und Chor des Anhaltischen Theaters präsentieren engagiert-kompetentes Musiktheater.

Der Anhaltischen Philharmonie gelingen sinnlich-eindrucksvolle Passagen – wie im Terzett Eboli/ Karlos/ Rodrigo, in der Begleitung tiefempfundener Reflexionen Elisabeths oder Philipps – und bewährt sich unter den aufmerksam agierenden Golo Berg als zuverlässige Begleitung, die Balance zur Bühne permanent wahrend.

Das begeisterungsfähige Publikum der letzten Folge des Verdi-Schiller-Zyklus geht auf Felsensteins akribischen Versuch, Schillers Texte mit Verdis Musik neu zusammen zu bringen, zunächst eher skeptisch ein, versteht aber sowohl die Intention als auch die enorme Leistung dieser außergewöhnlichen Anstrengung und akzeptiert mit Jubel eine Aufführung, die nicht so ist, „wie Schiller wirklich ist“ und auch nicht so, wie Verdis Modena-Fassung des Carlos gemeinhin erwartet wird. Ein Opern-Fest feiert sein glanzvolles Finale! (frs)


Fotos: © Claudia Heysel